Remote- und AV-Systeme statt improvisierter Lösungen
Digitalisierung an Hochschulen: Vorlesungen im Stream
von Clara Son, Artikel aus dem Archiv
COVID-19 hat Hochschulen in Digitalisierungsnot gebracht und Remote-Alternativen zu Präsensvorlesungen und -seminaren sind nach wie vor erforderlich. Clara Son, Trade Marketing Manager bei Sony Professional Solutions Europe (PSE), plädiert für langfristig einsetzbare, qualitativ hochwertige Remote- und AV-Systeme anstelle von improvisierten Lösungen.
Hochschulen und Universitäten tun sich seit jeher schwer damit, digitale Elemente in der Lehre zu etablieren – mal aus Ressourcenmangel, mal aufgrund der Vorlieben ihrer Dozent:innen für das Analoge. Und die Rückkehr zur Normalität – zu dem, was „vor Corona“ war – ist der Wunsch vieler.
Doch überfüllte Hörsäle und lebendige Campusszenen waren vor gar nicht so langer Zeit noch undenkbar, denn sie bedeuteten bzw. bedeuten immer noch ein hohes Infektionsrisiko – in der Winterzeit umso mehr. Die Student:innen bedürfen digitaler Lernangebote, die ihnen auch aus der Ferne Bildung zugänglich macht.
Nachdem im Sommersemester 2020 vielerorts Remote-Alternativen zu den üblichen Präsenzveranstaltungen improvisiert wurden, hat die akademische Welt nun die Chance, Student:innen und Lehrende durch moderne und einfach zu bedienende Lösungen für ortsunabhängige Bildung über das Krisenjahr 2020 hinaus zusammenzubringen.
Eigentlich ist die Forderung nach digitalen Bildungsangeboten ein alter Hut. Dennoch hat sich gezeigt, dass vieles noch im Argen liegt. Als im Frühjahr 2020 Infektionsschutzmaßnahmen die Welt scheinbar zum Stillstand brachten und die Hörsäle verwaist blieben, traf der akute Bedarf an Remote- Lösungen für die Lehre unzählige Hochschulen und Universitäten noch immer unvorbereitet. Viele von ihnen griffen daher auf improvisierte Lösungen zurück, die sich kurzfristig umsetzen ließen und durch Projektmittel oder Hilfspakete finanzierbar waren.
Dieses Konzept funktionierte an vielen Hochschulen besser als zunächst befürchtet. Doch das Bewusstsein, dass überall auf der Welt schnell praktikable Lösungen gebraucht wurden, ließ Studierende Umsetzungsfehler wie mäßige Ton- und Bildqualität eher verzeihen. Viele Dozent:innen erduldeten die Mehrarbeit durch die Bedienung der Technik nur aus Alternativlosigkeit, wenn sie ihre Schützlinge in der Kürze der Zeit unterstützen wollten.
Mit dem Beginn des neuen Semesters aber hatten die Rektorate und Fakultäten Monate der Vorlaufzeit und ausreichend viele Praxisbeispiele aus der Unternehmenswelt, in der virtuelle Meetings und sogar vollständig digitale Messeveranstaltungen die neue Normalität prägen.
Rund um den Globus wirkte das Virus so vom Großkonzern, der veraltete Technologie nutzte, bis zum Kleinbetrieb, der seine Kund:innen erstmals auch aus der Distanz erreichen musste, als Katalysator für moderne Remote- und AV-Lösungen. Im Privaten sind Video-Chats und Streaming heute ohnehin Teil des Alltags – insbesondere für die junge Generation der Digital Natives, die auf Student:innenseite längst die Mehrheit stellt. Auf dem Campus sind Angebote, um Seminaren remote zu folgen oder Aufzeichnungen von Vorlesungen online abzurufen, trotzdem noch immer eine Seltenheit.
Die improvisierten Ansätze des Frühjahrs 2020 waren ein Notnagel, für deren Ablösung nun langfristig einsetzbare, qualitativ hochwertige Lösungen gefragt sind. Genau wie in der modernen Arbeitswelt wird das Thema Remote – in diesem Fall Remote Learning – auch in den kommenden Jahren weiterhin aktuell bleiben.
Ohne Präsenzpflicht wird Bildung mehr Menschen zugänglich, für die beispielsweise der Weg in den Hörsaal zu beschwerlich oder die Mieten in den Universitätshochburgen zu hoch sind. Argumente, die schon seit Jahren vorgebracht und auch nach der Pandemie Bedeutung behalten werden.
Um Seminare im interaktiven Live-Stream zu verfolgen oder Aufzeichnungen aus einer Content-Bibliothek abzurufen, brauchen Student:innen Hardware. Die meisten studentischen Etats lassen teure Neuanschaffungen jedoch kaum zu – aktuell mehr denn je, denn COVID-19 hat auch die Streichung vieler Studentenjobs zur Folge gehabt.
Um digitale Lehrangebote möglichst niedrigschwellig zu halten, braucht es daher die Zugriffsmöglichkeit über eigene Geräte – den privaten Laptop oder das private Tablet der Studierenden. Gleichzeitig muss die Technologie-Nutzung auch für die Dozent:innen so niedrigschwellig wie möglich sein. Anstatt dem Lehrkörper zusätzliche technische Schulungen aufzulasten, muss oberstes Gebot sein, dass sich die Lehrenden vollkommen auf ihr Fachgebiet konzentrieren können.
Die AV-Technik in Hörsaal oder Seminarraum muss Dozent.innen stets einen Überblick und die Kontrolle über die Inhalte und Präsentation ihrer Vorträge sichern, ohne zusätzlich zu belasten. Damit bietet der Hochschulbetrieb in weiten Teilen andere Voraussetzungen als die Geschäftswelt, auf die Technologie-Anbieter ganz speziell eingehen müssen.
Welche Technik braucht der Hörsaal im Remote-Zeitalter?
Die Audio-Aufnahme und -Übertragung ist zentral, denn die PowerPoint-Folien und Tafelnotizen der Dozenten:innen sind ohne deren ergänzende mündliche Erklärung lediglich eine Basis. Das gilt auch für den „normalen“ Hörsaalbetrieb mit Student:innen vor Ort, denn nur verstärkt gelangt der Ton bis in die letzte Reihe großer Auditorien.
Moderne Beamforming-Mikrofone an der Raum- bzw. Saaldecke sind hier eine optimale Lösung für die Aufzeichnung und Sprachverstärkung. Im Gegensatz zu umständlichen Lavalier- und bewegungseinschränkenden Handmikrofonen sind Deckenmikrofone einsatzbereit, sobald der/die Vortragende den Raum betritt. Mit zwei Kanalausgängen ausgestattet ermöglichen sie die gleichzeitige Sprachverstärkung und -aufzeichnung. Mithilfe intelligenter Algorithmen kann unerwünschtes Feedback unterdrückt werden. Rauschunterdrückungsfunktionen erkennen und minimieren zudem Umgebungsgeräusche oder Hintergrundgeräusche von Projektoren und Klimaanlagen. So kann die Technik die Lautstärke stabilisieren und klar verarbeiten, um Lernenden im Saal oder auch ohne physische Präsenz ein immersives Lernerlebnis zu bieten.
Darüber hinaus bieten moderne Lösungen mit automatischer Kalibrierung und Integrationsmöglichkeiten in vorhandene – auch analoge – Systeme minimalen Installationsaufwand und lassen sich über eine zentrale Verwaltung einfach konfigurieren.
Schwieriger ist die Umsetzung visueller Immersion. Teilt der/die Dozent:in bei herkömmlichen Videokonferenzlösungen seinen/ ihren Bildschirm, um eine Präsentation zu zeigen, sehen ihn die virtuell zugeschalteten Student:innen nur noch sehr klein in einer Bildschirmecke. Die Faktoren Gestik und Mimik gehen verloren, und auch für Tafel- und Whiteboard-Notizen oder physische Anschauungsobjekte ist hier kein Platz.
Lösen können Hochschulen dieses Problem durch Rich-Media-Inhalte, die das Geschehen vor Ort multimedial aufzeichnen und übertragen können. Netzwerkbasierte Aufnahmelösungen mit Full- HD-Kameras können mit wenig Aufwand interaktive Lerninhalte erfassen und aufbereiten, indem sie jeden Aspekt eines Vortrags digitalisieren. So entstehen dynamische und interaktive Videoinhalte, bei denen die Zusehenden zwischen Kameras und geteilten Inhalten hin und her schalten können, um alles mitzubekommen, was im Saal geschieht. Auch Multiview-Funktionen, bei denen Inhalte und Dozent:in gleichzeitig zu sehen sind, sind dabei möglich.
Ein Mehraufwand für die Lehrenden entsteht dabei nicht, denn die Technik erledigt dank moderner Management-Software und KI-gestützter Edge Analytics das meiste ganz von selbst. Künstliche Intelligenz steuert das Ausgangsbildsignal automatisch und lässt die Kameras dem Vortragenden wie ein/e virtuelle/r Kameramann/-frau ruckelfrei folgen, wenn sich diese/r im Raum bewegt. Sie ermöglicht zudem Handschrifterkennung, die dafür sorgt, dass Notizen oder Skizzen auf Tafel und Whiteboard für das Auditorium sichtbar bleiben. Durch Augmented Reality können moderne Lösungen diese sogar sichtbar machen, wenn der Vortragende direkt vor der Tafel steht.
Mit Blick auf die vergangenen Semester scheinen vollere Hörsäle langsam wieder Normalität zu werden und doch ist schon jetzt klar, dass die Bedeutung der physischen Präsenz geringer wird. Die Arbeitswelt nimmt diese Entwicklung bereits als gegeben an und fragt weiterhin Remote-Lösungen an, um Betriebskontinuität in Krisenzeiten sicherzustellen und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen zu schützen. Auch Hochschulen müssen digitaler werden. Dadurch wird die Qualität der Lehrinhalte deutlich entscheidender, denn Student:innen können Seminare in selbstgewählter ruhiger Umgebung verfolgen und bei Bedarf aufgenommene Sitzungen nach- oder wiederholen, um in ihrer eigenen Geschwindigkeit zu lernen.
Mit den digitalen Angeboten für das Studium aus der Ferne schaffen Hochschulen nicht nur die Basis für die Fortführung des Lehrbetriebs, solange COVID-19 weiterhin den Alltag bestimmt. Auch darüber hinaus können sie so sicherstellen, dass der Hochschulstandort Deutschland für Lehre und Forschung attraktiv bleibt. Statt einer Rückkehr zur Normalität ist der sichere Übergang in eine neue Normalität gefragt, in der Homeoffice sowie Homeschooling und auch das Studieren von zu Hause aus dazu gehören wird.
Moderne Remote- und AV-Lösungen und ihre intelligenten Funktionen für ein immersives Lernerlebnis in den eigenen vier Wänden stellen damit ein Schlüsselelement dar, um Universitäten langfristig auf künftige Krisen und Unvorhersehbarkeiten vorzubereiten und sie bestmöglich auf diese neue Zeit vorzubereiten – die Zeit „nach Corona“.