Nach dem Start des DigitalPakts Schule im letzten Jahr befasst sich inzwischen ein Großteil der 40.000 allgemeinbildenden Schulen mit der Digitalisierung. Dabei bewegen sich die Schulen zwischen medienpädagogischer Individualisierung und kosteneffizienter Standardisierung.
Oft zitiert, ist auf der Homepage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, BMBF, über den DigitalPakt Schule zu lesen: „Keine Ausstattung ohne Konzept.“ Jede Schule ist aufgefordert, ein „technisch pädagogisches Konzept“, kurz TPK, bzw. einen eigenen „Medienentwicklungsplan“, kurz MEP, zu erstellen, wenn sie die Förderung in Anspruch nehmen möchte.
Hierin soll die Schule ausführlich und begründet formulieren, wie sie welche medienpädagogischen Ziele erreichen möchte und welche Ressourcen sie dafür planen und einfordern möchte. Das bedeutet in einer Kommune mit beispielsweise 20 Schulen auch 20 individuelle Konzepte, die im zuständigen Schulamt der Kommune bewertet werden müssen. Das Schulamt beantragt zusammengefasst für alle betreffenden Schulen die Förderung im Rahmen des DigitalPakts Schule.
So ist es nicht verwunderlich, dass eineinhalb Jahre nach dem Start des Förderprogramms die große Masse an Anträgen noch nicht vorliegt und damit das Gros der Fördersumme noch nicht abgerufen wurde. Planung und Förderantrag sind zeitintensiv. Aus Sicht von Kommunen und Schulämtern ist es sinnvoll, dass die zu beantragenden Fördermittel möglichst effektiv eingesetzt werden. Hierbei geht es nicht nur um eine möglichst einheitliche, servicefreundliche technische Ausstattung, sondern insbesondere auch um Fragen der möglichst schlanken Administration der technischen IT-Systeme.
Denn der DigitalPakt Schule finanziert nicht die Folgekosten für Wartung und Administration. Hier entstehen aber zwangsläufig Betriebskosten und Aufwände, die durch Kommunen und Schulen getragen werden müssen. Das kann für Kommunen schwierig sein, wenn sie sich in angespannter finanzieller Lage befinden oder sogar nach Haushaltssicherungskonzept wirtschaften müssen.
Eine Übertragung dieser Aufwände auf die Schulen führt aber zwangsläufig zu zusätzlichen Belastungen für die Lehrkräfte und möglicherweise auch zu Problemen aufgrund mangelnder IT-Qualifikation. Der sogenannte „IT-Hausmeister“ an der Schule ist kein Garant für eine dauerhaft funktionierende IT-Infrastruktur und lückenlose Administration der Software-Systeme.
„Die digitale Transformation ist nie das Werk eines Einzelnen“
Die Erstellung eines Medienentwicklungsplans ist für Schulen ein komplexer Vorgang innerhalb des laufenden Betriebes. Die Unterrichtsmethodik muss in neue digitale Strukturen „übersetzt“ werden. Das Beispiel Distanzunterricht zeigt, dass sich Schule dafür völlig neu definieren muss. Es ist nicht verwunderlich, dass der Abruf von Fördermitteln nicht schnell erfolgt und sich viele Schulen mitten in der Planung befinden. Um die Erfolgschancen der digitalen Transformation besser bewerten zu können, ist der Blick auf Schulen, die Planung und Umsetzung bereits abgeschlossen haben, hilfreich. Das sind meist sogenannte Pilotschulen, die lange vor dem DigitalPakt Schule aktiv wurden. Oft geht der Starterfolg der Digitalisierung auf das herausragende Engagement einzelner Lehrkräfte zurück.
Anika Buche ist Lehrerin am Albert-Schweitzer-Gymnasium (ASG) in Hürth. Sie unterrichtet Mathematik, Biologie und Sport. Sie ist 32 Jahre alt und begeisterte Befürworterin digital gestützter Unterrichtsstrukturen. Bereits während ihres Referendariats arbeitete sie mit einem „stiftunterstützten Computer und bestimmten digitalen Tools“. Sie hatte die Vision eines „vielschichtigen, differenzierten“ Unterrichts in Cloud-Strukturen mithilfe von digitalen Endgeräten für Lehrer und Schüler. Schnell war ihr klar, „dass die zeitgemäße Schulentwicklung eine Teamarbeit ist, für die man viele Kolleg*innen, aber auch die Mithilfe von Schüler*innen und Eltern braucht“.
Sie initiierte das sogenannte „Train the Trainer“-Konzept, bei dem interessierte Kolleg*innen hinsichtlich der Lernplattform und digitalen Tools fortgebildet werden. Diese Trainer bilden dann je zehn Kolleg*innen aus. Besonders erfolgreich ist dabei, dass Hilfesuchenden dauerhafte Ansprechpartner zur Verfügung stehen. „Spezifische Weiterentwicklung“ ist fester Bestandteil im Kollegium. Dabei ist es Voraussetzung, dass keinem Kollegen etwas „aufgedrückt“ wird: „Wie mit allen Dingen funktioniert eine Veränderung im Arbeiten nämlich nur, wenn sie intrinsisch motiviert ist“.
Der Medienentwicklungsplan der Schule war lange vor dem Start des DigitalPakts fertig, somit mussten zur zügigen Umsetzung geeignete Partner und Sponsoren gefunden werden. Denn einfach Abwarten kam für Anika Buche und ihre Kollegen nicht infrage. Unterstützer fand das ASG aus Hürth mit Conrad Electronic, HP Education und der Telekom. Und so wurde die digitale Transformation via Breitbandinternet und mit geeigneter Soft- und Hardware gestartet.
„Die Lernplattform MNSpro Cloud von AixConcept ermöglichte uns eine All-in-One-Lösung für Lehrkräfte und Schüler. Wir konnten interaktives Unterrichtsmaterial über die Cloud zugänglich machen, kollaboratives Arbeiten ermöglichen, die Schüler*innen per Videomeeting begleiten und die Geräte der Kinder verwalten, sodass sich Updates und Softwares schnell austeilen ließen. In den Klassenräumen setzten wir auf die Kombination von Projektoren und stiftbasierten Laptops, da digitale Whiteboards oft zu anfällig sind“, so Anika Buches Erfahrung.
In Hürth bei Köln unterliegen dem Schulamt insgesamt 17 Schulen, von denen bisher noch nicht alle einen Medienentwicklungsplan eingereicht haben. Solange das Schulamt aber nicht alle Anträge vorliegen hat, sind Überlegungen zu kosteneffektiven Standardisierungen über alle 17 Schulen nicht möglich. Anika Buche begrüßt eine Standardisierung im Grundsatz: „Generell ist das super, wenn die Kommune das einheitlich macht, denn die Verwaltung und auch der Austausch unter den Schulen wird einfacher.“
Aber sie befürchtet, dass für ihre Pilotschule die Standardisierung zu lange dauern wird und möglicherweise abweichende medientechnische Spezifikationen der anderen Schulen die „individualisiert perfekt passende Ausstattung“ verhindern könnte. Aber bisher ist aus dem DigitalPakt noch kein Euro an ihre Schule gegangen. „Wünschenswert wäre natürlich, wenn die Bearbeitung der Anträge schneller gehen würde, damit wir weiter durchstarten können“, so Anika Buches Resümee.
Kommunikation ist die Grundlage für Standardisierung
Auch in Monheim am Rhein dient der DigitalPakt Schule nicht für die Erstausstattung. Bereits vor sieben Jahren „gab es Impulse, sogenannte Laptop-Klassen zu etablieren“. Und aus diesen ersten Anfängen wurden wertvolle Erfahrungen gesammelt. „Möglicherweise wäre man da unter Umständen falsch aufgesprungen“, hätte diese Testphase nicht zur Verfügung gestanden. So konnte ausprobiert und getestet werden, methodische Ansätze befürwortet oder auch verworfen werden, berichtet Peter Heimann, verantwortlich für den Bereich Schulen und Sport in der Stadt Monheim am Rhein. Zehn Schulen gilt es zu koordinieren. Von allen Schulen liegen die technisch pädagogischen Konzepte längst vor.
Vor fünf Jahren startete ein Pilotprojekt am örtlichen Otto-Hahn-Gymnasium. Alle Schulen sind seit Jahren via Glasfaser ans Internet angebunden. Die Kommune hat virtualisierte Server eingerichtet, getrennt nach Schulverwaltung und pädagogischem Schulbetrieb. Unter Berücksichtigung des Datenschutzes ist für die Schulen die Cloud-Schulserver-Lösung „Iserv“ im Einsatz. Wenn im Herbst die letzten Klassen ausgestattet sind, verfügen alle Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen insgesamt über 3.500 personalisierte und schulträgerfinanzierte digitale Endgeräte.
Peter Heimann berichtet, dass jährlich miteinander Bilanz gezogen wird. Das stellt die effektive und bedarfsgerechte Ausstattung der Schulen sicher. Standardisierungen greifen nicht nur bei der eingesetzten Technik, sondern auch bei der Administration und Wartung durch die eigene „Schul-IT“ im Bereich Schulen und Sport. Dort arbeiten aktuell zwei Mitarbeiter, die die Geräte verwalten, auch mit Unterstützung von externen Anbietern.
„Die vielen digitalen Endgeräte werden mittels MDM (Mobile Device Management) verwaltet. Der Schulserver ist als Cloud-Dienst ausgerollt. Der Bereich wird aber noch auf insgesamt vier Mitarbeiter aufgestockt, so dass bei Problemen auch mal wer rausfahren kann an die Schulen.“
Und Peter Heimann fasst zusammen: „Das ist das Gute an unserer regelmäßigen jährlichen Kommunikation mit allen Schulen: Wie entwickeln sich die Anforderungen? Wie können wir helfen?“ Der „qualitative Dialog“ führt über die standardisierte Beschaffung zur Kosteneffizienz. „So investieren wir stets in eine einzige Rechnergeneration, in nur eine Charge von Tablets, und homogenisieren die Touch-Displays. Und wenn eine Schule mal einen anderen Fokus hat, kann das auch ermöglicht werden, so z. B. bei 3D-Druckern für den Unterricht.“ Seinerzeit wurde auf einen regionalen Fachplaner zurückgegriffen. „Es wurde eine Rahmenplanung erarbeitet. Mit Eckpreisen haben wir einen Finanzierungsplan aufgestellt.“ So wird die nötige Flexibilität für individuelle Bedürfnisse erhalten.
Die Stadt Monheim am Rhein ist in der komfortablen Lage, den DigitalPakt Schule für Reinvestitionen zu verwenden. Mit den Geldern aus dem DigitalPakt sollen in der Netzwerkstruktur Switche ausgetauscht werden. „Sie sollen in 2021 im großen Maßstab harmonisiert werden. Auch diese Maßnahme dient der Standardisierung, so dass die Stadt die Technik möglichst kosteneffektiv und zentral administrieren kann.“
Die technische Ausstattungsebene interessiert die Schulämter
Der Großteil der allgemeinbildenden Schulen in Deutschland steht bei der digitalen Transformation erst am Anfang. Michael Weißer ist Medienpädagoge und hat lange Jahre als Referent am Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung gearbeitet. Aktuell engagiert er sich u. a. im „Netzwerk Digitale Bildung“. Er schätzt, dass noch rund drei Viertel aller Schulen in Deutschland in der medialen Findungsphase stecken und noch keinen umfassenden Medienentwicklungsplan erstellt haben.
Michael Weißer sieht, dass an vielen Schulen die Kompetenzen für die Erstellung der Medienentwicklungspläne vorhanden sind. „Viele MEPs basieren auf der in der Schule bisher gemachten Erfahrung mit dem Einsatz digitaler Technik, die häufig aufgrund der schlechten Ausstattung negativ waren. Neue Möglichkeiten zur Schaffung zusätzlicher kollaborativer Lernszenarien sind häufig nicht bekannt oder die Voraussetzungen nicht gegeben; hier fehlen dann die Erfahrungen, um einen in die Zukunft gerichteten MEP zu konzipieren. Man sollte daher mit wenigen, aber für alle verbindlichen Einheiten beginnen, evaluieren und dann den Medienentwicklungsplan, das Medienkonzept, anpassen und weiterentwickeln.
„Zudem sollte der MEP an das individuelle Leitbild der Schule im Rahmen der Schulentwicklung angepasst sein“, so Michael Weißers Rat. Im MEP sollten, seiner Meinung nach, technische Anforderungen genau beschrieben werden, damit nach Konzepteinreichung die präferierte Technik nicht aus Kostengründen und Standardisierungsdruck auf der Strecke bleibt.
Auf der anderen Seite vermisst Michael Weißer eine Schnittstelle zwischen Schulaufsicht und Schulamt, „um die pädagogischen Zielsetzungen mit der technischen Umsetzung unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte in Einklang bringen zu können“.
Aus Sicht von Boris Storz, Director Operations/ COO bei Macom, stehen die Schulen im Rahmen des Medienentwicklungsplans vor der Herausforderung, ihre individuellen Anforderungen definieren zu müssen, obwohl sie meist noch gar nicht formulieren können, was sie benötigen. In der Vergangenheit wurde Medientechnik mit Smartboards und Projektoren angeschafft und oftmals kaum nachhaltig eingesetzt. „Damit das dauerhaft genutzt wird, muss eine Strategie hinterlegt werden.“ Seiner Auffassung nach sollten sich die Lehrer*innen auf Inhalte und Anwendungen konzentrieren.
In der Folge lassen sich daraus technische Anforderungen und Infrastrukturen ableiten. Die anschließende Umsetzung kann nur über den Schulträger möglichst zentral gehandhabt und über Vergabestellen ausgeschrieben und beauftragt werden. In diesem Prozess können Berater und Fachplaner mit Beratungsleistungen, Projektmanagement, und Planungsleistungen unterstützen. Sie begleiten die Schulen bei ihrem Anforderungsmanagement beratend. Sie strukturieren technische Anforderungen und sind in der Lage, kosteneffiziente Standardisierungswege aufzuzeigen – unter Beibehaltung der individuellen Wünsche der Schulen.
„So lassen sich ein Medienportfolio definieren und gleichzeitig medientechnische Umgebungen standardisieren, z. B. mit Produkten eines Herstellers.“ Software-Systeme sollten standardisiert und auf einer zentralisierten Plattform bereitgestellt und zentral gepflegt werden.
Die WLAN-Versorgung sollte vereinheitlicht und ebenfalls zentral betrieben werden, was angesichts der allgemeinen Standards (IEEE) gut umzusetzen ist, oft unter Nutzung von effizienten Cloud-Strukturen. Grundsätzlich sollten Administration und Wartung zentral erfolgen, „da die Schulen damit überfordert sind“, so die Einschätzung von Boris Storz. Damit Kommunen und Schulen bereits frühzeitig im Findungsprozess Einblick erlangen können, bietet das Unternehmen Macom mit seinem „Macom Lab“ die Möglichkeit, verschiedene Soft- und Hardware-Systeme zu testen. So können die Pädagog*innen fernab des Schulalltags verschiedene Herangehensweisen ausprobieren und Erfahrungen sammeln.
Liegen dem Schulträger und den Fachplanern die Medienentwicklungspläne aller Schulen der Stadt oder Gemeinde vor, kann konkret geplant werden. Mit dem Bedürfnis nach kosteneffizienten Systemen sind Überlegungen, wie die digitale Schulinfrastruktur zu vereinheitlichen ist, noch recht überschaubar. Hier geht es beispielsweise um die Internetversorgung in den Räumlichkeiten der Schulen. Standardisierungen in diesen Bereichen unterliegen eben nicht den konkreten Vorgaben und Wünschen zur Unterrichtsgestaltung. Diese Voraussetzungen müssen in den Schulen flächendeckend nach rein technischen Überlegungen geschaffen und effizient betrieben werden.
Schwieriger ist es bei der Umsetzung der individuellen MEPs mit formulierten pädagogischen Methoden und Zielen. Sollen daran keine Kürzungen vorgenommen werden, bedeutet die Standardisierung zwangsläufig eine bloße Schnittmengenbetrachtung für Schulträger und Planer. Darüber hinaus gehende Standardisierungsbestrebungen bedeuten zwangsläufig Abstriche bei den formulierten Bedürfnissen der betreffenden Schulen.
Wie geht die Kommune damit um, wenn einige Schulen ihre digitale, pädagogische Zukunft in Cloud-Lernplattformen sehen und andere auf lokale, eigene Serverstrukturen setzen wollen? Wie ist das bei der technisch medialen Ausstattung? An manchen Schulen wird auf den Einsatz von Displays gesetzt, an anderen Schulen sehen die Pädagog*innen den Einsatz von Projektoren in den Klassenräumen vor. Hier sind technische Vereinheitlichungen schwierig.
Unstrittig dürfe es sein, digitale Strukturen an einer Schule einheitlich zu etablieren. Schließlich wollen die Lehrkräfte einer Schule ihren Unterricht mit möglichst geringem Bedienungsaufwand und einfacher Anwendung effektiv durchführen. Eine unnötige Vielzahl an medientechnischen Geräten und Apps ist da eher hinderlich.
Mit Überlegungen dieser Art befasst sich seit drei Jahrzehnten das Unternehmen Smart Technologies. Christian Schwaiger, Managing Director Sales DACH bei Smart, betont, dass die an einer Schule installierte Hard- und Software möglichst aus einer Hand kommen sollte. Vor allem für die Lehrkräfte wird es viel einfacher, wenn sie sich nur in ein System einarbeiten. Aus zahlreichen Gesprächen mit Lehrkräften weiß er, dass die Komponenten nur genutzt werden, wenn sie intuitiv bedient werden können.
Will ein/e Lehrer*in beispielsweise den Unterricht in einem gerade betretenen Raum beginnen, sollte sich das Display selbst aus dem stromsparenden Ruhezustand einschalten, gewohnte Oberflächen und Anwendungen bereitstellen. „Das geht hin bis zu einfachsten Dingen: Der rote Stift am Smart Board soll selbstverständlich ohne zusätzliche Menüeinstellung sofort und mit der richtigen Farbe benutzt werden können“, erklärt Christian Schwaiger. Intuitive Bedienung ist insbesondere auch für naturwissenschaftliche Fachräume wichtig. So müssen beispielweise Dokumentenkameras und Messgeräte im Rahmen standardisierter Technik einwandfrei integriert sein.
Bei der Software setzt Smart mit seiner langjährigen Erfahrung auf seine Smart Notebook Software, so dass Lehrer*innen lokal Lerninhalte und Präsentationen erstellen können. Mit der Smart Learning Suite Online bietet das Unternehmen eine cloudbasierte Lösung für das sogenannte Blended Learning, also das integrierte Lernen, für die Kombination des Präsenzunterrichts mit den Möglichkeiten des E-Learnings.
Damit lassen sich im Unterricht auch die digitalen Endgeräte von Schüler*innen und Lehrer*innen einbinden, und das System lässt sich „nahtlos in MS Teams integrieren“, so Christian Schwaiger. Für Lehrer aus der Corona-Risikogruppe ist es möglich, mit „Flipped Classroom“-Konzepten Schulklassen von zu Hause aus zu unterrichten.
Die Hersteller und Anbieter von Medientechnik, die sich intensiv im Bildungsbereich engagieren, setzen auf eine hohe Beratungsleistung. Sie stellen maßgerechte, langlebige Produkte mit möglichst einfacher Handhabung bereit. Sie bieten Standardisierung und Wartungsfreundlichkeit, bis hin zu zukunftsweisenden Update-Funktionen.
So rät bei Conrad Electronic Jonas Jubelius, Director Conrad Technology Center (CTC): „Generell verringert eine standardisierte technische Ausstattung den Wartungsaufwand, etwa beim Einsatz identischer Laptops oder Tablets.“ Ein vereinheitlichtes Betriebssystem ist für die IT eines Schulträgers sehr effektiv. Und die Lehrkräfte können sich auf möglichst wenige Geräte und Systeme konzentrieren.
„Als Beispiel sei hier Chromebook genannt: Die Benutzeroberfläche sieht auf jedem Gerät gleich aus, und es wird mit den Google-Applikationen gearbeitet. Zusätzlich können sich die Nutzerinnen und Nutzer auf jedem Gerät mit ihrem persönlichen Account anmelden, auf ihre individuellen Daten zugreifen und immer dort weitermachen, wo sie aufgehört haben. Auch die Wartung und Aktualisierung kann von einer zentralen Stelle aus gesteuert und auf alle Geräte ausgespielt werden“, hebt Jonas Jubelius hervor.
Standardisierungen sind auch für speziell definierte Einsätze möglich. So stellte Conrad Electronic für das ASG in Hürth kürzlich einen „Streaming-Koffer“ für mobiles Unterrichten mit Webcam, Lautsprechern und einer Vielzahl an Kabeln und Adaptern zusammen. Der kann nicht nur im Hybridunterricht verwendet werden, sondern auch von Lehrkräften aus der Corona-Risikogruppe via „Flipped Classroom“.
Selbst diese mobile Umsetzung zeigt Standardisierungspotenziale auf. Die Lösung wurde von Conrad Electronic in einem Pilotprojekt mit dem Gymnasium in Hürth realisiert, und nun kann das „Klassenraum Remote Set“ natürlich auch von anderen Schulen erworben und genutzt werden. „Wir beraten die Schulen bei individuellen Anforderungen wie dieser speziellen Streaming-Lösung und insbesondere auch bei der Erstellung von Medienentwicklungsplänen im Rahmen des DigitalPakts“, fasst Jonas Jubelius zusammen.
Marius Leverenz, Produktmanager bei Comm-Tec Exertis, sieht Standardisierungspotential bei allen Produkten und Technologien, „solange der Korridor nicht zu eng gefasst ist. Es sollten nicht herstellerspezifische USPs im Vordergrund stehen, sondern der Nutzen. Ob beispielsweise ein Touchdisplay drei oder vier HDMI-Anschlüsse hat oder nicht, ist für die anschließende Nutzung oft irrelevant und spielt ebenso keine Rolle wie die Frage, ob die Touchports auf USB-A- oder USB-B-Basis funktionieren.“ Als Distributor liefert das Unternehmen die komplette Produktpalette inklusive Zubehör für Bildungseinrichtungen.
Der Hersteller WolfVision ist schon lange im Bildungsbereich tätig. Tobias Ebinger, Verkaufsleiter Deutschland Süd, stellt fest, dass „Lehrer immer stärker zum Coach werden und der Frontalunterricht zukünftig nicht mehr immer im Zentrum steht“. Damit rücken beispielsweise kollaborative Techniken in den Vordergrund und drahtlose Übertragungen gewinnen an Bedeutung.
BYOD (bring your own device) wird dabei bedeutsamer, um Inhalte kabelfrei von Tablets und Notebooks auf Whiteboards und Projektionen zu übertragen. Die Handhabung muss möglichst standardisiert, flexibel und einfach sein. Dazu bietet WolfVision mit Cynap ein plattformunabhängiges Drahtlossystem an, das ohne Dongle oder App die Übertragung sicherstellt, auch für den videobasierten Hybridunterricht. Effizienter Medientechnikeinsatz zeigt sich bei WolfVision auch darin, dass z. B. Visualizer, die analoge Inhalte hochaufgelöst übertragen können, bis zu 10 Jahre lang mit Updates aktualisiert werden und somit sehr lange genutzt werden können.
Auch beim Nachfolger der Kreidetafel ist die Frage der Standardisierung wichtig. Ob Display oder Projektion präferiert wird, kann im MEP festgelegt und Teil des pädagogischen Konzepts sein. Es kann aber auch technisch begründet oder eine Frage der Kosten sein.
Markus Eisemann ist bei Sharp Manager Sales DACH Visual Solutions. Er hört häufig die Frage: „Was kostet das pro Klassenzimmer?“ Die Schulträger rechnen die Kosten der Technik runter auf die Schulen, auf die einzelnen Räume. Standardisierte Displaylösungen bieten Vorteile bei Wartung und Service, und die Einweisung ist deutlich einfacher als bei einem Reigen verschiedener Geräte.
Sharp bietet für den Bildungsbereich seine interaktive PNHC1-Serie in 70″-, 75″- und 86″-Größe an. Die Displays verfügen beispielsweise über passive Stifte mit spezieller „Pen Software“, über Fronttasten für die schnelle und intuitive Bedienung sowie über eine „Freeze“-Funktion für das Bild.
Die Alternative zum Einsatz von Display-Lösungen in Klassenräumen ist die Projektion. Dazu Christoph Richter, Manager VI Value Channel, bei Epson: „Abgesehen von großen Installationssystemen in Aulen und vergleichbaren Sälen, die vorzugsweise mit Laserprojektoren der Epson L-Serie bespielt werden, finden sich in den Klassenzimmern hauptsächlich unsere interaktiven Ultrakurzdistanzprojektoren beispielsweise der EB-600er- und EB-700er-Serie.“
Dabei werden leicht Bilddiagonalen von 100″ und mehr erreicht. Je nach Anforderung ist die Kombination mit Dokumentenkameras und Druckern möglich. Es gibt zudem den Trend hin zu deckenmontierten Projektoren. Diese Entwicklung wird getrieben durch die immer stärker wachsende Nutzung von Tablet-Computern im Klassenraum, denn mit Tablets findet die Interaktivität auf dem Tablet statt. Für den Klassenraum wird in diesem Szenario nur noch ein kostengünstiger Projektor benötigt, um den Inhalt der Tablets groß abzubilden“, so Christoph Richter.
Seiner Erfahrung nach wünschen sich „die Schulen, je nach Größe des Einsatzortes, gerne zwei oder drei unterschiedliche Projektorentypen eines Herstellers“, die sich identisch bedienen lassen. Dass Projektion in der Umsetzung des DigitalPakts eine wichtige Rolle spielt, ist in der Epson-Pressemitteilung vom 4. August 2020 zu lesen: An die staatlichen Hamburger Schulen werden insgesamt 14.400 Epson-Projektoren über den Handelspartner Cancom geliefert.
Jede Schule in Deutschland startet nach einem eigenen Plan in das mediale, digitale Zeitalter. Die meisten Schulen werden hierbei nach der medientechnischen Ausstattung viele Erfahrungen sammeln und ihre Medienentwicklungspläne weiterentwickeln und fortschreiben. Dabei werden sich zwangsläufig auch Probleme und Fehler in der Folge der Erstausstattung zeigen. Das ist unvermeidlich, angesichts der beschriebenen Ausgangslage.
Auf der anderen Seite besteht ein unüberschaubares Angebot an Hard- und Software-Lösungen für den Bildungsbereich, so dass es schwierig ist, das Optimum für eine Schule zu identifizieren. Und dazwischen befinden sich die Schulträger, die meist für viele Schulen funktionierende Lösungen ausschreiben und beschaffen müssen, und das auch noch möglichst kosteneffektiv.
Hier kann den Schulträgern nur dringend dazu geraten werden, möglichst intensiv mit den Schulen zusammenzuarbeiten und gemeinsam möglichst einheitliche Umsetzungen zu finden, so dass Standardisierungen in großem Rahmen erfolgen können. Hat nämlich die Schule ihr MEP vorgelegt, ist es schwierig und für die Schulen sehr unzufriedenstellend, wenn der Schulträger am Ende aus Rationalisierungsgründen Technik selbst vorschreibt.
Sehr dringend ist auch anzuraten, möglichst frühzeitig Fachplaner, IT-Spezialisten und AV-Integratoren für die Umsetzung einzubeziehen, damit funktionierende Lösungen entstehen, die in den Schulen auf Akzeptanz stoßen und alltäglich eingesetzt werden können. Denn nur das verhilft den Lehrkräften zu einem didaktisch erfolgreichen und digital gestützten Unterricht mit motivierten Schüler*innen im Präsenz- oder auch Distanzunterricht.