Themenwelten & Museen: LED-Beleuchtung für Ausstellungen
Frischekick für die Kunst
von Gunther Mateika, Artikel aus dem Archiv vom
Interview mit Daniel J. Schreiber, Direktor des Buchheim Museum der Phantasie, über den Umstieg auf LED-Licht zur Illumination der Kunst in den Ausstellungsräumen.
Seit Oktober 2017 werden die Gemälde, Zeichnungen und Grafiken im Buchheim Museum der Phantasie in einem neuen Licht illuminiert. Das Museum, in Bernried unmittelbar am Starnberger See gelegen, ersetzte die bisher konventionellen Halogenstrahler durch moderne LED-Leuchten. Für die neue Ausstellungsbeleuchtung des 4.000 Quadratmeter großen Hauses investierte das Team um Museumsdirektor Daniel J. Schreiber in 160 Irideon FPZ-LED-Strahler von ETC für die beiden großen Ausstellungssäle des Hauses. PROFESSIONAL-SYSTEM-Autor Gunther Mateika hat sich mit Daniel J. Schreiber über die Gründe des Wechsels auf LED-Licht und dessen Vorteile unterhalten.
Herr Schreiber, was waren die Gründe für den Umstieg auf LED-Lichtquellen?
Der Mensch kann Lokalfarben nur sehen, wenn die Lichtquelle die entsprechenden Farbanteile enthält. Bei Halogenleuchten liegen die Wellenlängen überwiegend im warmen Gelb- und Rot-Bereich. Vorteil dieser Lichtquelle ist, dass der Seheindruck als angenehm und warm empfunden wird. Sie liefert die Lichtfarben des Sonnenuntergangs. Nachteil der Lichtquelle ist, dass Wellenlängen im Blau-Bereich kaum enthalten sind. Dies bringt gerade für Museumspräsentationen entscheidende Mängel mit sich.
Welche Mängel sind das konkret?
Der Blauanteil der Gemälde kann mit Halogenleuchten nicht gut gesehen werden. Dieser Nachteil wiegt bei den mit reinen Farben arbeitenden Expressionisten besonders schwer. Ihre Bilder können im Halogenlicht nicht adäquat wahrgenommen werden. Blau und Grün wirken wie Grau und Braun. Auch die Kontraste zu den Rot-, Orange- und Gelb- Tönen kommen so weniger zur Geltung.
Was gilt es bei der Beleuchtung von Ölgemälden zu beachten?
Aus konservatorischen Gründen werden Ölgemälde mit Lichtstärken zwischen 150 und 300 LUX belegt. Dies entspricht einer Lichtstärke, wie sie in der Natur nur in der Abenddämmerung nach dem Sonnenuntergang vorkommt. Wir können zwar noch gut sehen – jedoch stellt sich der Organismus in dieser Lichtstärke auf den Ruhemodus um. Besteht dieses geringe Licht, wie bei den Halogenstrahlern, noch zum größten Teil aus warmem Licht, verdoppelt sich der Ermüdungseffekt. Für ein Museum ist das natürlich nicht wünschenswert.
Welche Vorteile bringen hier LED-Lichtquellen?
Die Umstellung auf LED ermöglicht eine Ausweitung des Farbspektrums in den blauen Bereich hinein. Damit kommt das LED-Licht dem überwiegend kalten Tageslicht weitaus näher als das Halogenlicht. Nur so können die Gemälde adäquat in ihren Farbkontrasten wiedergegeben werden – und: Der Besucher bleibt wach und interessiert. Insbesondere bei älteren Menschen – einer bedeutenden Zielgruppe jeden Museums – ist deshalb ein hoher Blauanteil im Licht von großer Bedeutung, da die Fähigkeit, blaues Licht wahrzunehmen, mit dem Alter abnimmt. Doch auch für junge Menschen gilt: Wer einmal Gemälde in kaltem LED-Licht gesehen hat, möchte ihnen nicht wieder im Halogenlicht begegnen. Fazit: Der Unterschied zwischen Halogenlicht und kaltem LED-Licht ist derselbe wie zwischen Tag und Nacht.
Neben den wahrnehmungsästhetischen Gründen dürfte die Umstellung auf LED-Technik auch ökologische Vorteile bringen …
Allerdings! Und die sind nicht zu verachten. Mit dem Ziel, Treibhausgasemissionen zu senken, fördert – unter bestimmten Voraussetzungen – das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen des Energiekonzepts von 2010 Kulturinstitutionen, die ihr Beleuchtungssystem von konventioneller Halogen- auf LED-Beleuchtung umstellen. Das ist für kulturelle Einrichtungen ein wichtiger Aspekt.
Welche Bedingungen müssen für die Förderung erfüllt werden?
Im Wesentlichen müssen zwei Bedingungen erfüllt werden: Die Investition muss sich, ohne Fördermittel mitgerechnet, mindestens innerhalb von 20 Jahren durch eingesparte Finanzmittel für Energie amortisieren. Und: Es muss ein mindestens fünfzigprozentiger Einspareffekt durch die Umstellung erzielt werden. Durch museumsübliche LED-Strahler ließen sich die gewünschten Einsparungen und Amortisierungen erzielen.
Sie kamen mit dem Buchheim Museum in den Genuss der Förderung?
Ja, der Antrag des Buchheim Museums auf Förderung der Umstellung erfüllte diese Kriterien und wurde bewilligt. Der Kauf der LED-Anlage wurde mit 30 Prozent der Kosten gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Das Buchheim Museum der Phantasie will ein umfassendes „Erlebnis“ vermitteln, das „alle Sinne anspricht“. Wer das Buchheim Museum besucht, kann es aus drei Perspektiven erleben:
Kunst: Das Museumskonzept von Lothar-Günther Buchheim vereint vier Sammlungen unter einem Dach: Im Zentrum steht die berühmte Expressionistensammlung mit Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphiken. Das Museum ist aber auch Völkerkundemuseum und Volkskundliche Sammlung. Die „Nebensammlungen“ umfassen Kunsthandwerk aus aller Welt, bayerische Volkskunst, Kultgegenstände aus Afrika und anderen außereuropäischen Ländern. Schließlich zeigt das Museum auch Werke des Künstlers Lothar-Günther Buchheim. Wechselnde Ausstellungen ergänzen die Lebendigkeit des Museums.
Architektur: Günter Behnisch hat für die Buchheimschen Sammlungen eine mehrgliedrige und abwechslungsreiche Architektur geschaffen, die die außergewöhnliche Vielfalt der Kunstwerke widerspiegelt. Der langgestreckte, zum Teil in den Hang hineingebaute Baukörper endet in einem 12 Meter über dem See schwebenden Steg.
Natur: Das Buchheim Museum liegt nördlich von Bernried im Höhenrieder Park direkt am Ufer des Starnberger Sees. Ein Spaziergang durch den Park ist ein einzigartiger Natur- und Kunstgenuss. Alte Baumgruppen, verwunschene Teiche, Pagoden, Skulpturen und andere Kunstwerke säumen den Weg vom Besucherparkplatz zum Museumsgebäude. Bei schönem Wetter kann man bis zur Alpenkette blicken.
Träger des Buchheim Museums ist die Buchheim Stiftung.