Im kING Ingelheim hat der Verband der AV-Branche AVIEA vor Kurzem ein Event für den AV-Nachwuchs veranstaltet. Rund 150 Studierende AV-naher Studiengänge lauschten interessanten Vorträgen, lernten in Workshops die vielen Möglichkeiten der Branche besser kennen und konnten sich bei den ausstellenden Firmen direkt über Einstiegsmöglichkeiten, Praktika oder Abschlussarbeiten informieren.
In den letzten Jahren beklagt die AV-Branche zunehmend das Fehlen von qualifizierten Nachwuchs-Fachkräften. Viele Entwicklerstellen bei den Herstellern bleiben derzeit unbesetzt, werden fachfremd vergeben oder durch Personal aus dem Ausland aufgefüllt. Aber auch bei AV-Fachplanern und AV-Systemintegratoren gibt es Bedarf an geeigneten Young Professionals. Aber woher sollen die kommen? Eine mögliche Antwort bietet der AV-Fachverband AVIEA nun in seiner zweiten Ausgabe des AV meets Future Experts, einer Art Schnuppertag und Jobmesse für Studierende der Medientechnik und weiterer branchennaher Studiengänge verschiedener Hochschulen in Deutschland, die an einem Ort mit Systemintegratoren, Fachplanern, AV-Herstellern und weiteren Profis der AV-Branche zusammengebracht werden.
Um die Studenten nach Ingelheim zu befördern, wurden mehrere Reisebusse gechartert. So kamen Studierende samt Professoren der Medientechnologie der TH Köln, des Studiengangs Multimedia und Kommunikation der Hochschule Ansbach, von Eventmanagement und Technik der THM Gießen, der Medienproduktion und Medientechnik der OWTH Amberg sowie des Studiengangs Broadcast und Medienproduktion der Hochschule Darmstadt. Aus der Branche präsentierten sich vor Ort mit kleinen Ständen und in Workshops die Unternehmen ASC – Amptown System Company, bond Technology Management, d&b audiotechnik, GMS – Global Media Services, hmpartner, Kraftwerk Living Technologies, macom, Pan Acoustics sowie pms – Perfect Media Solutions.
Worum ging es?
Vor allem sollte der Event den Studierenden erklären, was AV ist und worin überall AV enthalten ist. In zahlreichen Workshops wurden dedizierte Einblicke in die AV-Technik, die beruflichen Möglichkeiten sowie in Themen gegeben, mit der sich die Branche in Zukunft vermehrt beschäftigen wird. Es ging um die Fragen, warum AV beim Thema Modern Workplace von zentraler Bedeutung ist, warum ein Medientechniker auch ein guter Koch sein sollte, was ein Fachplaner macht, was man für eine Planung alles braucht und wie man für komplexe Probleme die richtigen Lösungen findet.
Was hat die Studenten zur Teilnahme motiviert?
Viele Studenten fanden das Thema interessant und waren neugierig zu erfahren, was sich dahinter verbirgt. Für die meisten waren die beruflichen Perspektiven noch offen und die Möglichkeit, beim Event Anregungen für die eigene Zukunft zu finden, verlockend. Auch das Angebot vor Ort, mit den ausstellenden Firmen über Praktikumsplätze, Werksstudentenjobs oder betreute Abschlussarbeiten sowie die Möglichkeit, mit potenziellen Arbeitgebern zu reden, motivierte viele Teilnehmer. Das große Angebot an Themen und teilnehmenden Herstellern aus dem Audiobereich nannten einige Studierenden als Vorzug. Des Weiteren wurde auch die Möglichkeit des Netzwerkens von einigen Studierenden als Argument für die Teilnahme genannt. Ein Student sagte uns, dass die Veranstaltung gut sei, um neue und andere Blickwinkel zu bekommen, da man im Studium selten so nah an der Branche dran sei.
Unter allen Teilnehmern wurden eine Reise nach Amsterdam auf die ISE 2020 inklusive Flug und zwei Übernachtungen sowie je ein iPad Pro und iPad Mini verlost. Sicher auch ein Grund, der zu einer Teilnahme motiviert hat.
Wie verstehen sich die Hochschulen mit der Industrie?
In einer lockeren Runde trafen sich im Rahmen des Events auch die Professoren der teilnehmenden Hochschulen mit den ausstellenden Firmen, um sich und ihre Studiengänge auf der einen und die Unternehmen auf der anderen Seite vorzustellen.
Hierbei kam auf, dass es auf beiden Seiten deutliche Probleme gibt, wenn es um die Zusammenarbeit geht. Alle Beteiligten haben den Wunsch hier zukünftig gemeinsam neue Lösungen zu erarbeiten und „für das gemeinsame Ziel zu streiten“. Hochschulintern stellen sich häufig bürokratische Probleme ein, wenn es darum geht, fachübergreifend Wissen zu vermitteln, aber auch wenn Unterstützung der Industrie erfolgen soll. Einige Hochschulen bekommen dies aber durch entsprechende Konzepte teilweise gut gemanaged.
Fast alle Hochschulvertreter geben allerdings an, das sie viele Studierende bereits am Beginn des Studiums wieder verlieren, da die Studierenden gerne „irgendwas mit Medien“ machen wollen, hier aber die technische Tiefe der Studieninhalte wie Mathe, Physik und Informatik unterschätzen. Bei einigen Studiengängen hat sich in letzter Zeit ein erfreulich hoher Anteil weiblicher Studierender herauskristallisiert, welche teilweise aus der ganzen DACH-Region angezogen werden.
Die Vertreter der Unternehmen äußerten sich mehrheitlich positiv zur Größe und Qualität der Veranstaltung und berichten von bereits bestehenden Kooperationen mit diversen Hochschulen. Andererseits wurden jedoch auch Schwierigkeiten genannt, weitere Kooperationen aufzubauen. Die Wichtigkeit des Austauschs zwischen den Hochschulen und den Studierenden mit den Unternehmen wurde mehrfach betont. Die Begleitung von Bachelor- und Master-Arbeiten erfolgt meist über vorige Praktika der Studierenden.
Bei Hochschulen stehen staatliche Fördermittel für sogenannte CIM-Projekte mit Unternehmen zu Verfügung, welche aber selten abgerufen werden. Hier soll auf die Politik eingewirkt werden, dass durch angepasste Mechanismen bei der Antragsstellung mehr Projekte angestoßen werden können.
Sowohl seitens der Hochschulvertreter als auch bei den teilnehmenden Unternehmen wurden die Erwartungen an die Veranstaltung erfüllt, teilweise sogar übertroffen – man sei positiv auf die zukünftige Entwicklung eingestellt; jetzt müsse man schauen, ob es auch nachhaltig ist.