Warum lässt es sich mit guter Beleuchtung besser lernen?
von Alexander Schwarz, Artikel aus dem Archiv vom
Unser lebenslanger stetiger Lernprozess wird teils unbewusst, teils aktiv gesteuert. Hinsichtlich der aktiven Lernphasen, die bereits im Kindergarten beginnen und eventuell in der Universität ihren Höhepunkt erreichen, spielt die Beleuchtung in den jeweiligen Umgebungen eine entscheidende Rolle für die „Leichtigkeit“, mit der das Wissen den jeweiligen Interessierten zu vermitteln ist. Licht kann die Konzentration und Aufnahmefähigkeit fördern – aber eben auch ermüden.
Ob in der Schule, im Hörsaal oder im Schulungszentrum – der aktive Lernprozess begleitet die Menschen gewöhnlich ein Leben lang und hört selbst im Rentenalter nicht auf. Ob aus eigener Initiative oder aufgrund der beruflichen Notwendigkeit, im Leben jedes einzelnen wird sich immer wieder die Situation ergeben, dass neue Informationen auf uns niederprasseln, die es möglichst effizient aufzunehmen und zu verarbeiten gilt. Dies ist weder in der Schule noch im daran anschließenden Berufsleben ein einfaches und zu unterschätzendes Szenario, denn es verlangt eine hohe Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit ab.
Dabei spielen die eigenen Charaktereigenschaften eine ebenso große Rolle wie die Umgebung, in der das zu vermittelnde Wissen angepriesen wird. Je genauer die Räumlichkeiten hinsichtlich der Innenarchitektur auf diese Aufgaben abgeglichen sind, desto leichter fällt es den Beteiligten, diese Prozesse positiv zu bewerten und letztendlich auch zu beenden. Dabei spielen die Bestuhlung sowie die Wand-, Boden- und Deckengestaltung eine ebenso große Rolle wie die medialen Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden. Was in der Vergangenheit oftmals gänzlich vernachlässigt wurde, ist eine detaillierte Planung der Beleuchtung, da diese elementar wichtig in Hinblick auf die Sehaufgabe ist, mit der wir in diesen Szenarien neben dem Gehörten die meisten Informationen aufnehmen. Doch auch die Fähigkeit, sich auf die jeweiligen Lernsituationen konzentrieren zu können und somit das Gehirn empfänglich für neues Wissen vorzubereiten, wird entscheidend durch die Wahl der Beleuchtung geprägt.
Starre Sitzordnungen und reiner Frontalunterricht gehören inzwischen größtenteils der Vergangenheit an. Zu viel ist in pädagogischer Hinsicht passiert, als dass man an diesen überalterten Schulformen festhalten könnte. Doch nach wie vor gibt es Ausnahmen, die insbesondere ältere Räume in Universitäten betreffen, wie an unserem Beispiel des Hörsaals der Humbold Universität in Berlin deutlich wird.
In modernen Neubauten oder umfangreich sanierten Klassenzimmern steht die Flexibilität der Unterrichtsform jedoch eindeutig im Vordergrund, und dies betrifft letztendlich auch die Sitzordnung und die daraus resultierenden Beleuchtungszonen. Ein solcher Unterrichtsraum unterteilt sich klassisch in mindestens zwei übergeordnete Zonen: der Tafel- und der Bestuhlungsbereich. Für den ersten ist eine Mindestbeleuchtungsstärke von 500 Lux erforderlich, während die Norm für die Zuhörer den Wert auf 300 Lux festlegt. Dabei handelt es sich allerdings um empfohlene Minimalwerte, die je nach Nutzung (z. B. konzentrierte Zeichenarbeiten) durchaus nach oben nachgeregelt werden müssen. Doch für ein modernes Klassenzimmer ist es nicht damit getan, hier mit zwei einfachen Lichtkreisen diese beiden Bereiche normgerecht auszuleuchten: Die Räume werden wesentlich umfangreicher genutzt, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Denn auch bei Bild- und Videoprojektionen, Computertätigkeiten und wechselnden Tischplatzierungen muss ein ausreichendes und normgerechtes Beleuchtungsniveau vorhanden sein.
Dieses Anforderungsprofil macht schnell deutlich, dass dies nur mit einer Vielzahl an unterschiedlich steuerbaren Lichtquellen zu erreichen ist. Dabei sollteN im Idealfall sowohl die Lichtintensität als auch die Lichtfarbe (kalt und warmweiß) wenigstens für einzelne Lichtgruppen zu regeln sein. Auch in Abhängigkeit modernen Energiemanagements, das in solchen Situationen gerne das vorhandene Tageslicht mit einbezieht, ist eine selektive Steuerung notwendig, um hier einen merklichen Effekt zu erzielen. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Steuerung möglichst einfach und vor allem im Raum vorzunehmen sein muss, um einen sich negativ auswirkenden und meist unbeabsichtigten Missbrauch zu vermeiden. Das Verständnis für den sinnvollen Einsatz einer solchen Beleuchtungslösung und die korrekte Anwendung vorausgesetzt, wird so eine Steigerung der Konzentrationsfähigkeit und eine Vermeidung frühzeitiger Ermüdungserscheinungen möglich, was letztendlich allen Beteiligten zugutekommt.
Besprechungs-, Schulungs- und (Video-)Konferenzräume
Die Licht-Erfordernisse für Besprechungs- und Schulungsräume ähneln den vorangehenden Ausführungen über die entsprechenden Zonen in Schulen und Universitäten. Besonders wichtig ist hier ebenfalls die Förderung der Konzentrationsfähigkeit, aber auch die Erfüllung der Sehleistungen bei medialen Präsentationen. Aufgrund der multifunktionalen Anforderungen dieser Bürobereiche ist eine flexible Lichtsteuerung mit unterschiedlichen Szenarien nahezu unerlässlich. Dabei sollten einzelne Lichtquellen nicht nur separat schaltbar, sondern auch dimmbar sein. Die Lichtfarbe sollte sich bei Schulungs- und Besprechungsszenarien auf kaltem Niveau (ca. 5.500 K) bewegen, um die Konzentrationsfähigkeit zu fördern bzw. Ermüdungserscheinungen entgegen zu wirken. Im Laufe von Präsentationen können Downlights und Spots die notwendige vertikale Beleuchtung hinsichtlich des Rednerpults übernehmen, während zusätzliche Lichtquellen eine gute Sichtbarkeit geschriebener oder projizierter Worte garantieren sollte. Für Beamerpräsentationen ist oftmals sowohl eine Verschattung des Tageslichts notwendig als auch eine separate Abschaltung des Bereiches der Projektionsfläche. Da die Nutzung dieser Räume in Firmen, Hotels und Schulungszentren oftmals auch einen Eventcharakter haben kann, ist es durchaus sinnvoll, entsprechende Möglichkeiten für Stimmungslicht vorzusehen, was beispielsweise durch den Einsatz steuerbarer RGB-Leuchten gut möglich ist.
Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Kommunikation bei Videokonferenzen ist eine gute Gesichtserkennung. Moderne Kamerasysteme sind zwar lichtempfindlich, stoßen jedoch bei hohen Kontrastverhältnissen an ihre Grenzen. Aus diesem Grund sollten sowohl die umgebenden Wände als auch die jeweiligen Sitzplätze so beleuchtet werden, dass sich ein harmonisches Lichtbild ergibt.
Je nach Größe und Verwendung entsprechender Schulungs- und Konferenzräume spielt die Akustik eine ebenfalls große Rolle bezüglich der optimierten Nutzbarkeit. Um hier zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen, ist die Verwendung von Schallabsorbern oder Resonatoren durchaus empfehlenswert.
Dies kann durch Decken-, Boden- oder Wandbelege ebenso wie durch den Einsatz entsprechender flexibler oder fixierter Raumelemente erfolgen. Eine relativ neue Lösung stellen die Leuchten dar, deren Gehäuse aus schallabsorbierenden Materialien gefertigt sind bzw. in entsprechende Elemente eingearbeitet wurden. Die Leuchtenhersteller haben diese Materialien, wie Filz und andere grobe Stoffe, als Oberflächen für ihre neuen Produkte entdeckt. Dies mag zum einen an dem praktischen Kombinationsvorteil liegen, den solche Leuchten dem Lichtplaner bieten, zum anderen stellen diese Materialien auch eine Art Trend dar, der die Verwendung natürlicher Stoffe unterstützt. Die klaren geometrischen Formen, wie sie derzeit oftmals vom Planer verlangt werden, und eine multifunktionale Anwendungsmöglichkeit runden das Wunschprofil ab.
Dadurch lassen sich beide Anwendungsfelder, Licht und Akustik, mit nur einem Produkt weitestgehend bedarfsgerecht erfüllen. Oftmals kommen jedoch aufgrund der begrenzten Produktgröße solcher Leuchten auch Kombinationen mit „einfachen“ Akustikmodulen vor, um den notwendigen Effekt zu erzielen.
Um all diese unterschiedlichen Nutzungsparameter moderner Schulungsräume bestmöglich zu erfüllen, kann der Einsatz komplexer Lichtsteuerungssysteme sinnvoll sein. Insbesondere vorab definierte und ggf. automatisch gesteuerte Lichtszenen können den Umfang und die damit einhergehenden Berührungsängste mit solchen Techniken reduzieren bzw. optimieren.
Bei einer zeitlich fest definierten Nutzung der Räume während der üblichen Tageszeiten, also von morgens bis abends, kann der Einsatz einer biologisch wirksamen Beleuchtung (Human Centric Lighting, kurz HCL) sinnvoll sein, um den natürlichen Tagesrhythmus der Nutzer auch bei künstlicher Beleuchtung zu unterstützen.
Das bedeutet, dass sich das Kunstlicht hinsichtlich der Farbtemperatur und Helligkeit am Verlauf der Sonne orientiert und diesen in die geschlossenen Räume transportiert. Sollten die Schulungsräume jedoch zeitlich flexibel, z. B. für Abendschulen, genutzt werden, so ist ein manueller Eingriff notwendig, um den Beteiligten in diesen Zeiten ebenfalls eine bestmögliche Beleuchtung zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit zu gewährleisten. Alternativ können fixe Lichtszenarien programmiert werden, die von den Nutzern per Steuerungsmodul flexibel abrufbar sind und so die jeweils beste Lichtsituation für den jeweiligen Verwendungszweck bieten.
Dies kann bei komplexen Hausautomationen neben der Beleuchtung auch die Verschattungs- und Klimaanlage mit beeinflussen, um so zu optimierten Ergebnissen zu kommen. Um hier die Möglichkeiten der Lichttechnik vollends auszuschöpfen, bleibt den Anwendern nichts anderes übrig, als sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, um die Vorteile einer individuellen Lichtszene bedarfsgerecht zu nutzen.