Beim international renommierten Pferdesportwettbewerb CHIO kam 2013 erstmals in Deutschland ein OMNEO-Netzwerk für den Austausch von Audio- und Steuerdaten zum Einsatz.
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Bei der Einführung war OMNEO von Bosch ein großes Thema. Nicht zuletzt deswegen, weil OMNEO neben Audiosignalen mit der inzwischen weit verbreiteten Übertragungslösung Dante auch Steuerdaten in einem zukünftigen Standard weiterleitet: OCA – Open Control Architecure.
Bei dieser Architektur handelt es sich um einen öffentlichen, offenen und lizenzfreien Kommunikationsprotokollstandard, der zuverlässig und sicher die Bedingung und Überwachung von miteinander verbundenen Audiogeräten in einem Netzwerk mit zwei bis 10.000 Elementen ermöglichen soll. OCA kann von unterschiedlichen Herstellern implementiert werden und genau diese Interoperabilität professioneller Audio-Geräten will die OCA Alliance, eine 2011 gegründete Allianz mit namenhaften Herstellern, fördern.
Beim CHIO kamen Produkte mit OMNEO Schnittstelle von Electro-Voice und RTS zum Einsatz. Mit der Nutzung von Dante in OMNEO sind Produkte zudem zu anderen Geräten mit Dante-Schnittstellen beim Austausch von Audiosignalen kompatibel.
Vor dem CHIO 2013 lud Bosch nach Aachen ein. Vor Ort waren Fredi Palm und Jürgen Langhorst von der EVI AUDIO GmbH (EVI AUDIO gehört zu Bosch Communications Systems) sowie Manuel Brico von Bosch, der für die RTS-Komponenten verantwortlich zeichnete.
Was ist OMNEO?
OMNEO wird als Software-Architektur bezeichnet, deren einzelne Komponenten auf Standards beruhen und sowohl für die Übertragung von Medieninhalten wie Audiosignale, Steuerund Überwachungssignalen in Mediennetzwerken mit zwei bis 10.000 Geräten sorgen. Die beiden Standards, die dazu zum Einsatz kommen, sind Dante und OCA.
Zur Übertragung der Audiosignale wird Dante eingesetzt. Das von der Firma Audinate entwickelte digitale Transportsystem für Medieninhalte arbeitet IP-basiert mit Standard-IT-Produkten auf der Netzwerk – ebene. Für die Implementierung von Dante-Schnittstellen müssen Hersteller Lizenzgebühren an Audinate entrichten. Bei professionellen Audiogeräten hat sich Dante als Audionetzwerk-Schnittstelle in den letzten Jahren weit verbreitet.
https://www.youtube.com/watch?v=jL6L4_8vqjk
Durch Dante können Geräte mit OMNEO-Schnittstellen in ein Dante-Netzwerk eingebunden werden und Audiosignale mit Geräten anderer Hersteller austauschen. Was die Verteilung der Audiosignale angeht, sind die OMNEO-Geräte zu anderen Dante-Geräten kompatibel. Die Steuerdaten werden mit OCA übertragen. OCA ist kein proprietäres Bosch-Protokoll, auch wenn Bosch eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung ist und nun die ersten Geräte auf den Markt bringt, die mit OMNEO auch OCA implementiert haben.
OMNEO bei Bosch
Mit der Nutzung von Standards in OMNEO macht Bosch deutlich, dass sie die Zusammenarbeit der Produkte aus ihrem Hause in einem Netzwerk mit anderen Produkten anstreben. Da stellt sich die Frage, warum Bosch das für sinnvoll hält. Dazu sagte Manuel Brico: „Kompatibilität ist Teil der Firmenphilosophie, und OMNEO bietet größtmögliche Kompatibilität. Das ist ein klarer und starker USP, der für diese Technik spricht.
Kunden werden diesen Vorteil zu schätzen wissen.“ Jürgen Langhorst ergänzte: „Wir glauben, dass der Kunde nicht durch die Netzwerkschnittstelle in seiner Wahl des Gerätes eingeschränkt werden sollte. Bei analogen Produkten stellt sich die Frage nicht, ob Audiosignale zwischen zwei Geräten ausgetauscht werden können und so sollte es auch bei digitalen Produkten sein. Der Kunde sollte sich frei für das Gerät entscheiden können, das für ihn von den Funktionen und der Qualität her das richtige ist, ohne Schwierigkeiten beim Verbinden von Geräten befürchten zu müssen.“
Mit OMNEO sieht Manuel Brico Bosch auf dem richtigen Weg: „Einer der Vorteile von OMNEO ist, dass es sowohl die Steuer- als auch die Audiodaten beinhaltet. Und es ist vollkommen IP-kompatibel, sodass man für das Netzwerk IT-Hardware nutzen kann, auch eine existierende Infrastruktur. Es ist außerdem nicht proprietär, sondern beruht auf Standards, sodass eine herstellerübergreifende Kompatibilität möglich ist.“
Nun ist zwar der Gedanke an proprietäre Netzwerke und die Beschränkung der Kompatibilität auf einen Hersteller in den Hintergrund geraten, ein einziger und von allen genutzter, herstellerübergreifender Standard, ist aber dennoch nicht in Sicht. Dazu sagt Manuel Brico: „Die Industrie hat sich an den Bedürfnissen der Anwender orientiert und umgedacht: Anstatt einer einzigen Standard-Lösung favorisiert man jetzt die Idee von verschiedenen, kombinierbaren und kompatiblen Netzwerktechnologien.
Die Hardware muss dafür die geeigneten Schnittstellen anbieten.“ OMNEO beim CHIO Allein das Hauptstadion mit vier Tribünen um den 120 ×150 m großen Reitplatz bietet 40.000 Zuschauern Platz. Einige weitere Stadien, 400 Pferdeställe und eine 22 000 m2 große Fläche mit Ausstellung und Gastronomie gehören ebenfalls zum Areal, das einmal im Jahr für den CHIO genutzt wird.
Ein Dante-Netzwerk mit Electro-Voice N8000-Prozessoren übernahm schon in den letzten Jahren die Aufgabe, die Signale auch für Durchsagen im Notfall auf dem Gelände zu verteilen. In diesem Jahr waren zehn Net-Max N8000 mit Dante DM-1-Karten im Einsatz. Während das Dante-Netzwerk und damit auch die erforderliche Infrastruktur aus Switchen (Cisco SG300-28P), Cat- und Glasfaserkabel schon in den letzten Jahren für die Übertragung und Verteilung der Audiosignale zuständig war, hatte OMNEO Premiere.
Von der Regie im Richterturm des Hauptstadions aus wurden die Signale direkt an die 48 2-Kanalverstärker TG7 mit RCM-28-Modul weitergeleitet, die u. a. 49 EV XLC-Module für zwei der vier Tribünen um den großen Turnierplatz versorgten. „Wir können jetzt über das OMNEO Netzwerk alle Parameter der Lautsprecher und Verstärker von zentraler Stelle aus kontrollieren und steuern, bis hin zu Details wie die Funktionsfähigkeit der einzelnen Lautsprecher per Impedanzüberwachung“ erläuterte Fredi Palm. „Dazu ist nur eine Netzwerkverbindung mit den RCM-28-Modulen in den TG7-Verstärkern notwendig.“
Die Netzwerkinfrastruktur und -komponenten – Switche und Verkabelung – wurden beim CHIO von der NetAachen GmbH bereitgestellt. Dabei waren die Switche immer doppelt ausgeführt. „Auf Ausfallsicherheit wird hier Wert gelegt“, sagte Fredi Palm. „Deshalb sind Switche und auch der NetMax in der Regie doppelt ausgeführt. Wir nutzen durchgehend 1Gbps-Ethernet und damit beträgt die Latenz im ganzen Dante-Netz nur 1 ms.“
Die Aufgabe der RTS-Komponenten lag darin, die Kommunikation zwischen dem Richterturm und den Verstärkerräumen sicherzustellen. Dazu war ein ADAM-M Matrix-Rahmen u. a. mit der neuen OMI ADAM Matrix-Karte unter einer der Tribünen untergebracht Als Sprechstellen an den einzelnen Positionen fungierten die OKI OMNEO-Module in den Keypanels KP32, KP-32CLD bzw. KP12CLD. Durch den Einsatz von OMNEO war auch für die Kommunikation die Ethernet-Infrastruktur zu nutzen, die NetAachen zur Verfügung stellte.
Fazit
Die ersten Produkte mit OMNEO-Schnittstelle sind zum Einsatz gekommen. Damit zeigt Bosch Communication Systems auch, dass OCA als herstellerübergreifende Architektur zur Bedienung und Überwachung von Geräten funktionsfähig ist. Mit Dante und OCA als Bestandteile von OMNEO rückt Bosch weit von dem Gedanken einer proprietären Netzwerklösung ab und stellt vielmehr die Kompatibilität zu anderen Produkten in den Fokus.
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