Case Study: Moderne Audiotechnik für historische Wallfahrtsstätte
von Jörg Küster,
Die neue Beschallungsanlage in der Marienbasilika zu Kevelaer macht mit DSP-gesteuerten Schallzeilen, einem vollständig digitalen Audiosignalfluss sowie einer zeitgemäßen Netzwerktopologie auf sich aufmerksam.
Jahr um Jahr finden im Wallfahrtsort Kevelaer rund 650.000 Besucher einen Platz für Gebet und Einkehr – eine Stätte der Besinnung, an der Christen Beheimatung und Geborgenheit erfahren können. Die beschauliche Stadt am Niederrhein gilt als bedeutendste Wallfahrtsstätte in Nordwesteuropa und ist auch international als Ort des Glaubens bekannt – ein Bildstock, den Handelsmann Hendrick Busman und seine Gemahlin Mechtild Anno Domini 1642 in der Kevelaerer Heide errichteten, wird als Ursprung des Phänomens gedeutet. Zentrum des Wallfahrtsgeschehens ist heute der Kapellenplatz, der von einer mächtigen Basilika dominiert wird. Das hoch gen Himmel aufragende Gotteshaus wurde zwischen 1858 und 1864 nach Plänen des Kölner Architekten und Diözesanbaumeisters Vincenz Statz errichtet und wird in seinem kunstvoll gestalteten Inneren durch prächtige Malereien von lebhafter Farbigkeit geschmückt.
Gottesdienste in der Marienbasilika sind ein besonderes Erlebnis: Hochämter finden hier mit Unterstützung unterschiedlicher Chöre, Ensembles und Orchester statt, wobei die große Orgel mit ihren stattlichen 135 Registern eindrücklich ertönt – die kleinsten Pfeifen messen lediglich zehn Zentimeter, während die größten Rohre die beachtliche Höhe von 14 Metern erreichen.
Schallzeilen-Shootout
Im Frühjahr 2018 wurde die elektroakustische Beschallungsanlage in der Marienbasilika vollständig erneuert. Abgelöst wurden betagte, vor mehr als vierzig Jahren in regelmäßigen Abständen im Haupt- sowie im Seitenschiff installierte Schallzeilen, die aufgrund guter Wartung zwar noch ihren Dienst verrichteten, aktuellen Audioansprüchen jedoch nicht mehr vollständig gerecht werden konnten. Die zugehörige Verstärkerelektronik von Klein + Hummel war ebenfalls in die Jahre gekommen, wie Willi Gerats, engagierter Lokalpolitiker und langjähriger Inhaber eines auf exklusive HiFi-Komponenten spezialisierten Fachgeschäfts in Kevelaer berichtet. Gerats hatte vor mehr als vier Dekaden die 100-V-Tonanlage in der Basilika installiert und seither kontinuierlich gepflegt.
Die neuen Systemkomponenten wurden nach dem Gewinn einer Ausschreibung durch das Willi Gerats gehörende „Funkhaus Willi Gerats“ geliefert und in Betrieb genommen. Für Planung und Ausschreibung war Anselm Goertz, IFAA – Institut für Akustik und Audiotechnik, im Auftrag von hermanns architekten (Hannes Hermanns und Susanne Klösges) und des Bistums Münster verantwortlich. Als Elektroinstallationsunternehmen wurde Elektro Wehren (Jan Klucken) aus Kevelaer tätig.
Ursprünglicher Anlass für die Erneuerung der Tonanlage war die 375-Jahr-Feier der Wallfahrt in Kevelaer, wobei die Inbetriebnahme aufgrund unvorhergesehener Umstände erst im März 2018 erfolgte. Das ursprüngliche Konzept wurde unter Berücksichtigung unterschiedlicher Nutzerwünsche mehrfach modifiziert, bis am Ende laut Willi Gerats ein „für alle Seiten sehr verträglicher Kompromiss bei gegebenem Budget“ gefunden war.
An der Ausschreibung beteiligten sich sechs Firmen, von denen fünf letztlich Angebote beim Bistum Münster abgaben. Die drei günstigsten Angebote kamen in die engere Wahl, wobei die Offerten vollkommen unterschiedliche Zeilenlautsprecher beinhalteten. Um zu einer Entscheidung zu gelangen, wurden Muster der jeweiligen Produkte geordert und in einer Testhalle des IFAA sowohl gemessen als auch in einem Hörvergleich beurteilt. Aus dem Shootout zwischen den jeweils drei Meter langen Zeilen gingen Komponenten der Kölner Steffens Systems GmbH als Sieger hervor. Nicht nur die Hardware wusste zu überzeugen, sondern auch die zugehörige Software hinterließ einen ausgereiften Eindruck und hielt zudem alle Möglichkeiten bereit, die für den Einsatz in der Marienbasilika gefragt waren.
„Perfect Beam Steering“ mit Steffens Systems
Bei den heute in der Marienbasilika zu Kevelaer installierten Lautsprechern handelt es sich um modifizierte Varianten der Steffens Systems Evo-pbs-Reihe, die bei ansonsten vergleichbarer Ausstattung schlankere Gehäuse als die Standardserie aufweisen – die in ihren Abmessungen verkleinerten Modelle haben inzwischen Eingang in das Serienprogramm des Herstellers gefunden.
Bei Evo-pbs (das Akronym steht für „perfect beam steering“) handelt es sich um modular aufgebaute, mit integrierten Endstufenmodulen ausgestattete Line-Array-Lautsprecher, deren vertikale Abstrahlung in bis zu sechs einstellbare Beams aufgeteilt werden kann. Maximal zehn Einheiten lassen sich miteinander verbinden; bei entsprechender Zeilenlänge werden laut Hersteller Distanzen bis zu 100 Meter abgedeckt. Die Audioverbindung zwischen den Units erfolgt über eine interne, von außen unsichtbare Verkabelung.
Alle Modelle der Evo-pbs-Reihe sind mit 4,25″-Woofern bestückt, vor denen jeweils zwei 1,1″-Tweeter koaxial angeordnet sind; die Zahl der Lautsprecher variiert je nach Ausführung zwischen 8/16 und 80/160 Stück. Kräftige Class-DEndstufenmodule sorgen für eine hohe Ausgangsleistung bei maximalem Wirkungsgrad; ein Limiter sowie ein achtbandiger Equalizer sind Teil der Ausstattung. Fernsteuerungs- und Überwachungsmöglichkeiten sind vorgesehen, bis zu 15 Presets können gespeichert werden und optional ist eine Dante-Schnittstelle verfügbar.
In der Kevelaerer Marienbasilika wird die Hauptbeschallung heute mit vier jeweils drei Meter langen Schallzeilen realisiert, die sowohl das Hauptschiff als auch dessen Seitenbereiche adressieren und an Säulen des langgestreckten Kirchenraums montiert sind. Vom Montageort der drei Meter langen Schallzeilen sind in der Marienbasilika bis zur letzten Sitzbank rund 30 Meter zu überbrücken; über den Daumen gepeilt lässt sich sagen, dass ein Schallzeilenelement für eine Distanz von zehn Metern ausreicht und jedes weitere Modul den „Throw“ um weitere zehn Meter verlängert.
Die Ausstattung im Gotteshaus erweitern zwei jeweils zwei Meter lange Schallzeilen für die beiden Querhäuser, die auf jeder Seite durch eine einen Meter lange Ausführung für kleinere Seitenbereiche ergänzt werden. Für Personen, die auf dem Altar agieren, wurden zwei jeweils einen Meter lange Zeilen als Monitore installiert. Abgerundet wird die Ausstattung mit Steffens-Lautsprechern durch zwei einen Meter messende Module für den Hochchor. Für den auf einer Empore aufspielenden Organisten sind zwei kompakte Monitorlautsprecher vorgesehen.
In Abstimmung mit den Wünschen von Architekt und Denkmalschutz wurden die Lautsprechergehäuse in einem zur Umgebung passenden dunkelroten Farbton lackiert, und es ist frappierend wie unauffällig sich die schlanken Schallzeilen in das Ambiente integrieren. Man muss wirklich genau hinschauen, um die Lautsprecher inmitten der visuellen Opulenz des altehrwürdigen katholischen Kirchenschiffs zu entdecken.
Willi Gerats weist darauf hin, dass die vormals verwendeten passiven Schallzeilen durchaus gut klangen, räumt aber ein, dass mithilfe moderner Beamsteering-Technologie eine noch genauere Abdeckung der zu beschallenden Flächen möglich ist und heute in der Kirche mit deutlich weniger Lautsprechern ein vergleichbares oder besseres Ergebnis erzielt wird. Auch die Ortung erfolgt in der Basilika nun klar in Richtung des Altars und fällt nicht mehr so diffus wie früher aus. Darüber hinaus wirkt der Klang nach einhelliger Meinung aller Verantwortlichen insgesamt voller, was Tonprofis wie Laien als angenehm erachten.
Hauptküster Adam Fitza verfügt bei der neuen Anlage über die Möglichkeit, je nach Zahl der anwesenden Gläubigen, einzelne Lautsprechergruppen gezielt zu deaktivieren, um das Kirchenschiff nicht unnötig mit Schallenergie anzuregen – beispielsweise, wenn bei Schulgottesdiensten lediglich die ersten Bänke im vorderen Bereich vor dem Altar besetzt sind.
Erster Ansprechpartner für die „Basilikamusik Kevelaer“ ist Chordirektor Romano Giefer. Chor und Musiker stehen bei Konzerten im Querhaus Nord, werden mikrofoniert und als separat gemischte Signale auf die Beschallungsanlage gegeben, um Besuchern ein direkteres Hörerlebnis zu ermöglichen. Ein Monitormix für den Chor wird in diesem Zusammenhang auf eine zwei Meter lange Schallzeile im Querhaus Nord gelegt.
Audiobearbeitungszentrale: Mastertone Max 16/16
Mit Vorverstärkung, A/D-Wandlung, Signalund Output-Processing ist in Kevelaer ein Steffens Systems Mastertone Max 16/16 befasst. Bei dem optisch eher unscheinbaren Gerät handelt es sich um einen digitalen Prozessor im 19″-Format, mit dessen Hilfe sich Audiosignale (Mic- und Line-Pegel) umfangreich bearbeiten lassen. Der Hersteller verspricht in seinen Werbematerialien vollmundig „Audioqualität in einer neuen Dimension“.
Auf der Frontseite des 2-HE-Gerätes befinden sich ein monochromer 4″-Touchscreen (320 × 240 Pixel) sowie ein Inkrementaldrehgeber; ein Aufkleber weist auf die Dante-Fähigkeiten des Prozessors hin. Das Basisgerät stellt auf seiner Rückseite acht analoge Mic/Line- Eingänge (Phoenix-Klemmen, symmetrisch) bereit, die durch vierkanalige Module auf bis zu 16 Inputs erweitert werden können. Ausgangsseitig ist ein Ausbau der acht im Basisgerät vorhandenen Outputs auf 16 Kanäle möglich. Optional sind AES/EBU-Anschlüsse (8 Stück entsprechend 16 Kanälen) verfügbar, wobei die meisten Installer vermutlich bevorzugt auf die optional verfügbaren Dante- Schnittstellen zurückgreifen werden. Maximal 16 Ein- und Ausgänge werden beim Mastertone Max 16/16 über Audinates Netzwerkprotokoll unterstützt.
Ethernet- (RJ-45) und RS485-Kompatibilität (Phoenix) weisen beim Mastertone Max 16/16 auf die Möglichkeit einer Remote-Steuerung mittels PC-basierter Software hin; etablierte Mediensteuerungen, aber auch Apple Devices wie iPad/iPhone werden unter Einsatz von iCUE-professional unterstützt. Optokoppler- Eingänge und Relais-Ausgänge sind am Mastertone Max 16/16 ebenso vorhanden wie ein rückseitiger An/Aus-Schalter oberhalb des Kaltgerätenetzsteckers.
Die DSP-basierte Bearbeitung der Audiosignale beinhaltet Funktionen wie Mischung, Matrizierung, eine Diskussionsfunktion mit mehreren Mikrofonen (über Sprachsignale und Schwellenwert gesteuert), die automatische Verstärkungsanpassung bei Übersteuerung sowie als Dynamikfunktionen Peak-Limiting, Kompression und De-Essing. Zu den Kanaleinstellungen zählen Gain, Mute, Polaritätsumschaltung, Entzerrung (Peak- und Shelving- Filter, Frequenz, Gain und Güte) sowie ein Delay.
Einstellungen lassen sich für eine spätere Verwendung als Presets ablegen. Das Menü lässt sich an individuelle Bedürfnisse anpassen, und Einstellungen können per Passwortvergabe vor unerwünschten Änderungen geschützt werden. Der Mastertone Max 16/16 ist kaskadierbar; die Remote-Wartung per Online- Schnittstelle ist möglich.
In der Kevelaerer Marienbasilika ist der Mastertone Max 16/16 in einem 19″-Schrank in der Sakristei untergebracht. Zu finden sind dort ergänzend ein Square One Aktivsplitter von Klark Teknik und eine DBO1 Dante-Breakoutbox von Four Audio (Abgriffe beispielsweise für die christlichen Sender „Radio Horeb“ und „EWTN – Katholisches TV“) sowie ein Axxent ISV1000 Induktionsschleifenverstärker.
Direkter Draht nach oben…
US-Amerikaner verwenden gelegentlich das Kürzel GIGO, um die Tatsache zu umschreiben, dass bereits am Beginn der Signalkette ein qualitativ hochwertiges Signal gefragt ist, um letztlich eine ansprechende Wiedergabe zu erzielen – Garbage in, Garbage out. In der Marienbasilika finden als Teil des neuen Beschallungskonzepts bewährte Sennheiser ME- 36-Mikrofone an biegbaren MZH-Schwanenhälsen Verwendung: Priestersitz, Ambo, Vorbeter und Altar (2 Stück) sind mit den beliebten dauerpolarisierten Kondensatorkapseln aus der Wedemark ausgestattet. Bei großen Messen werden alle fünf Mikrofone genutzt.
Der Mastertone Max 16/16 stellt Mikrofoneingänge bereit, in welche die Signale der ME-36-Kapseln eingespeist werden. Die Line- Ausgänge des Prozessors werden in Kevelaer nicht genutzt; stattdessen setzt man auf eine digitale Audiosignaldistribution über Audinates Dante-Protokoll. Der Mastertone Max 16/16 ist ebenso wie sämtliche Steffens-Systems- Lautsprecher in ein sternförmig aufgebautes Netzwerk eingebunden, dessen Zentrale sich unter dem Dach des Kirchenschiffs befindet. Hoch über dem Geschehen ist dort ein mit einer Glastüre versehener 19″-Schrank zu entdecken, in dem zwei Cisco-Switches ihren Dienst als Schaltzentralen verrichten. Die redundante Auslegung nebst passender Lautsprecheranbindung sorgt dafür, dass bei einem eventuellen Defekt eines Switches nicht direkt die gesamte Beschallungsanlage im Kirchenschiff ausfällt. Jede Schallzeile wird lediglich über ein einzelnes Netzwerkkabel mit Audiound Steuerungsinformationen versorgt; ein Stromkabel für die Spannungsversorgung ist selbstverständlich ebenfalls vonnöten. Im für Kirchenbesucher zugänglichen Bereich sind sämtliche Kabel hinter Verblendungen verlegt und treten somit visuell nicht in Erscheinung.
Der Audiosignalweg von der A/D-Wandlung der Mikrofonsignale bis in die Endstufen der Steffens-Schallzeilen ist vollständig digital. Lieferant der Netzwerkkomponenten war die TEQSAS GmbH aus Hürth bei Köln. Über die genannten kabelgebundenen Mikrofone hinaus sind in der Marienbasilika zwei Drahtlosstrecken verfügbar, die in Kürze durch vier neue Wireless-Systeme ersetzt werden sollen. In Kevelaer hat man sich für Produkte aus der Sennheiser evolution wireless G4-Serie entschieden; angeschafft wurden zwei Hand- und zwei Taschensender sowie die zugehörigen Empfänger.
Sprachverständlichkeit trotz langer Nachhallzeit
Die Nachhallzeit in der Marienbasilika beträgt rund sechs Sekunden. Hierbei ist anzumerken, dass es sich rein subjektiv um einen „schönen“ Hall handelt, der mit seinem vollen, schepperfrei ausklingenden Charakter Aufführungen kirchlicher Musik wohlklingend unterstützt. Seitlich vor den Mauern der Seitenschiffe aufgehängte Wandteppiche machen sich akustisch vorteilhaft bemerkbar, wenngleich die insgesamt lange Nachhallzeit natürlich in vielerlei Hinsicht weiterhin eine Herausforderung darstellt.
Eine Simulation der neuen Beschallungsanlage war vom Auftraggeber im Vorfeld nicht gefordert, so dass sich Anselm Goertz bezüglich der Installation der Lautsprecher auf seinen umfangreichen Erfahrungsschatz sowie die Ergebnisse der zu den Steffens-Systemen gehörenden Software verließ. Die Software bietet die Möglichkeit, nach Eingabe der relevanten Parameter ein geeignetes Beamforming berechnen zu lassen, das in einer gleichförmigen Abdeckung der zu beschallenden Fläche resultiert. Weiterhin kann eine Auto-EQ-Funktion herangezogen werden, um den durch das Beamforming zwangsläufig beeinflussten Frequenzgang zu glätten.
Dem Vernehmen nach wurden in Kevelaer die automatisch berechneten Ergebnisse lediglich als Ausgangsbasis verwendet, um anschließend in langen Sitzungen die bestmöglichen Ergebnisse per manueller Parameterjustage zu erreichen – die Zugriffsmöglichkeiten über WLAN/Laptop an unterschiedlichen Hörund Messpositionen erwiesen sich in diesem Kontext als vorteilhaft.
Bei unserem Besuch in Kevelaer bestand am 9. November 2018 die Möglichkeit, die Beschallungsanlage in der leeren Kirche mit einem am Altarmikrofon live gesprochenen Text zu hören. Zunächst überraschte die gute Sprachverständlichkeit, welche man innerhalb des großen Kirchenschiffs nicht unbedingt erwartet hätte. Der Nachhall wirkte zwar präsent, aber bei getragenem Sprachrhythmus waren alle Worte auf sämtlichen Plätzen sehr gut zu differenzieren. Bemerkenswert war die tonale Gleichmäßigkeit von vorne bis hinten; weder wurde über die vordersten Sitzreihen „hinweggeschossen“ noch ließ die Sprachverständlichkeit auf den hinteren Bänken zu wünschen übrig. In den Seitenschiffen war die Textverständlichkeit ebenfalls überzeugend, was auch ein wenig der Minderung von Reflexionen durch die schweren Wandteppiche zuzuschreiben sein mag. Da in der leeren Kirche die Ergebnisse bereits zu gefallen wussten, ist davon auszugehen, dass die Sprachverständlichkeit bei einem gut besetzten Gotteshaus keine Wünsche offen lässt.
„Lobeshymnen gibt es am Niederrhein nicht – dass aus der Kirche keine Beschwerden gekommen sind, ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen …“, merkt Willi Gerats schmunzelnd zum erfolgreich umgesetzten Projekt an. „Bei der Übergabe fanden Hörproben in Anwesenheit des Kirchenvorstands statt, und bei mir persönlich sind bislang ausschließlich positive Rückmeldungen eingegangen – es gab später sogar einen Gottesdienstbesucher, der nichts von der neuen Anlage wusste und sich verwundert darüber geäußert hat, dass er in der Kirche plötzlich alles verstehen kann.“
Hoher Anspruch
Gregor Kauling (Domkapitular und Dechant, Pfarrer und Rektor der Wallfahrt) freut sich über die hohe Besucherfrequenz in der Basilika: „Während des Wallfahrtsjahres von Mai bis November ist die Marienbasilika jeden Sonntag bis auf den letzten Platz gefüllt. Um 10 Uhr sind bis zu 700 Personen in der Messe; zur Winterzeit füllt sich die Basilika wie in jeder anderen Pfarrei insbesondere um die Weihnachtstage herum.“
Kauling weiter: „Seit Inbetriebnahme der neuen Beschallungsanlage im Frühjahr 2018 habe ich keine Ausfälle oder Fehlfunktionen erlebt – wir sind in der komfortablen Situation, dass wir bei eventuellen Problemen Willi Gerats als kompetenten Ansprechpartner direkt vor Ort haben. Mit dem Klangergebnis bin ich sehr zufrieden, und die Gottesdienstbesucher nehmen den Ton heute dort wahr, wo gesprochen wird. Niemand setzt sich mehr gezielt direkt an einen Lautsprecher, um der Predigt gut folgen zu können. Wenn heute in der Basilika das gesprochene Wort nicht gut verständlich ist, liegt es eher an der Unerfahrenheit des Sprechenden im Umgang mit der langen Nachhallzeit – etwa bei Zelebranten, die von auswärts zu uns kommen. Man sollte sich für den Gottesdienst ein angemessenes Sprachtempo aneignen, Pausen einlegen und natürlich möglichst keine Silben verschlucken. Wir verfolgen in der Basilika Kevelaer einen hohen Anspruch und freuen uns, dass heute sowohl das gesprochene Wort wie auch der Gesang des Kantors gut zu verstehen sind.“
Kevelaerer Kirchen-Topologie
In der an die Marienbasilika angebauten Beichtkapelle (27 Meter lang, 18 Meter breit, zwölf Meter hoch) wurden bereits vor einiger Zeit zwei plus zwei DSP-gesteuerte evolutone- Lautsprecher von Steffens Systems sowie ein Mastertone-Prozessor installiert. Das Beschallungssystem ist an das Netzwerk in der Marienbasilika angebunden, so dass ein Signalaustausch möglich ist. Über eine Erweiterung der Kevelaerer Kirchen-Topologie wird bereits laut nachgedacht: Künftig sollen auch die nahe gelegene Kerzenkapelle sowie die seit 1999 von einem Glasdach überspannte Freiluftkirche (Forum Pax Christi) audiotechnisch auf einen aktuellen Stand gebracht und über Glasfaserstrecken in das Netzwerk eingebunden werden. Die am zentralen Kapellenplatz vorbeiführende Prozessionsstrecke wird dann aller Voraussicht nach mit wetterfesten netzwerkfähigen Lautsprechern beschallt.
Beteiligte (Auszug)
» Planung und Ausschreibung
Anselm Goertz, IFAA – Institut für Akustik und Audiotechnik, im Auftrag von hermanns architekten (Hannes Hermanns und Susanne Klösges) und des Bistums Münster
Mit sehr großer Freude habe ich als Verfechter der induktiven Höranlagentechnik einem kleinen Satz aus dem Artikel entnommen, dass es nun doch eine induktive Höranlage in der Basilika gibt. (Axxent ISV 1000)
Ich will einmal hoffen, dass die gesamte Kirche versorgt ist, damit Barrierefreiheit garantiert ist und nicht nur peinlicherweise ein paar (wenn, dann wenigstens hoffentlich mit dem Höranlagen-Pictogramm markierte) Bankreihen, wie dies leider auch heutzutage viel zu oft der Fall ist.
Stellen Sie sich vor, Sie als Hörgeräteträger kommen nur ein paar Minuten später. Die Bankreihen mit der Höranlage sind besetzt – erfahrungsgemäß zum überwiegenden Teil mit Guthörenden. Sie müssen nun mit denen argumentieren, dass Sie als Hörgeräteträger Anspruch auf deren Platz erheben und der andere solle sich gefälligst irgendwo anders einen Platz suchen, vielleicht auch – weil nun zu spät – nur einen Stehplatz.
Jemanden in so eine Situation zu nötigen ist verständlicherweise ein absolutes no-go, leider aber viel zu oft der Standardfall.
Ich würde mich freuen über einen ausführlichen Artikel über die akustische Barrierefreiheit in der Basilika. Über die akustische Berriefreiheit für Guthörende wurde ja in drei sehr interessanten Artikeln ausführlich berichtet. Über die akustische Barriefreiheit für die nicht unerhebliche Gruppe der Hörgeräteträger unter den Besuchern gab es bisher leider nur einen einzigen Satz, der allerdings nur für die wenigen Technik-Experten aus der “Schwerhörigen-Szene” eine Signalwirkung hatte.
Liebend gern möchte ich einen Artikel lesen, in dem STI-Guru Anselm Goertz seine unbezweifelbare Expertise einmal auf die Problematik “STI for hearing aids wearing people” richtet.
Wir haben den bisherigen Artikeln sehr gut entnommen, dass bestimmte Techniken auf Seiten der Mikrofon-, Verstärker- und Lautsprecher-Technik den STI für Guthörende erhöhen, was sehr schön ist.
Aber inwiefern und unter welchen Bedingungen ist dies der Fall ist für die wachsende Anzahl der Schwerhörigen bzw. Hörgeräteträger, die nur sehr eingeschränkt die Vorteile des Cocktail-Party-Effektes haben? Durch Beamforming-Techniken etc. können wir die Relation Direkt- zu Diffus-Schall zugunsten Direktschall optimieren. Aber wir können mit dieser Technik nicht die unberechenbaren bzw. nicht formelmäßig kalkulierbaren Anteile des Störschalls beeinflussen, als da wären z.B. randomisiert existenter extrinsischer Störschall (z.B. Verkehrslärm, maschineller Lärm wie Lüftungsanlagen etc.) oder intrinsischer Störlärm (z.B. Husten, Räuspern, Nebengespräche etc. der Anwesenden).
So gesehen ein unerforschetes, aber zumindes unter-forschtes Gebiet.
Mit sehr großer Freude habe ich als Verfechter der induktiven Höranlagentechnik einem kleinen Satz aus dem Artikel entnommen, dass es nun doch eine induktive Höranlage in der Basilika gibt. (Axxent ISV 1000)
Ich will einmal hoffen, dass die gesamte Kirche versorgt ist, damit Barrierefreiheit garantiert ist und nicht nur peinlicherweise ein paar (wenn, dann wenigstens hoffentlich mit dem Höranlagen-Pictogramm markierte) Bankreihen, wie dies leider auch heutzutage viel zu oft der Fall ist.
Stellen Sie sich vor, Sie als Hörgeräteträger kommen nur ein paar Minuten später. Die Bankreihen mit der Höranlage sind besetzt – erfahrungsgemäß zum überwiegenden Teil mit Guthörenden. Sie müssen nun mit denen argumentieren, dass Sie als Hörgeräteträger Anspruch auf deren Platz erheben und der andere solle sich gefälligst irgendwo anders einen Platz suchen, vielleicht auch – weil nun zu spät – nur einen Stehplatz.
Jemanden in so eine Situation zu nötigen ist verständlicherweise ein absolutes no-go, leider aber viel zu oft der Standardfall.
Ich würde mich freuen über einen ausführlichen Artikel über die akustische Barrierefreiheit in der Basilika. Über die akustische Berriefreiheit für Guthörende wurde ja in drei sehr interessanten Artikeln ausführlich berichtet. Über die akustische Barriefreiheit für die nicht unerhebliche Gruppe der Hörgeräteträger unter den Besuchern gab es bisher leider nur einen einzigen Satz, der allerdings nur für die wenigen Technik-Experten aus der “Schwerhörigen-Szene” eine Signalwirkung hatte.
Liebend gern möchte ich einen Artikel lesen, in dem STI-Guru Anselm Goertz seine unbezweifelbare Expertise einmal auf die Problematik “STI for hearing aids wearing people” richtet.
Wir haben den bisherigen Artikeln sehr gut entnommen, dass bestimmte Techniken auf Seiten der Mikrofon-, Verstärker- und Lautsprecher-Technik den STI für Guthörende erhöhen, was sehr schön ist.
Aber inwiefern und unter welchen Bedingungen ist dies der Fall ist für die wachsende Anzahl der Schwerhörigen bzw. Hörgeräteträger, die nur sehr eingeschränkt die Vorteile des Cocktail-Party-Effektes haben? Durch Beamforming-Techniken etc. können wir die Relation Direkt- zu Diffus-Schall zugunsten Direktschall optimieren. Aber wir können mit dieser Technik nicht die unberechenbaren bzw. nicht formelmäßig kalkulierbaren Anteile des Störschalls beeinflussen, als da wären z.B. randomisiert existenter extrinsischer Störschall (z.B. Verkehrslärm, maschineller Lärm wie Lüftungsanlagen etc.) oder intrinsischer Störlärm (z.B. Husten, Räuspern, Nebengespräche etc. der Anwesenden).
So gesehen ein unerforschetes, aber zumindes unter-forschtes Gebiet.