Interview

„Das ist ein Kostenfaktor und ein Zeitfaktor“

Patrick Schneider, CTO Media Integreat, spricht mit PROFESSIONAL SYSTEM über die Integration von Medientechnik im Bestandsbau, insbesondere über die Herausforderungen und Pluspunkte bei der Nutzung von vorhandenen Strom- und Netzwerkleitungen.

Kabelbündel(Bild: Eakrin Rasadonyindee/Shutterstock.)

Herr Schneider, Erneuerungen im Bestand, insbesondere in denkmalgeschützten Bauten, sind nicht ganz einfach. Worin liegt der Vorteil, auf die vorhandene Infrastruktur zurückzugreifen?

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Da ist zum einen der Kostenfaktor und zum anderen der Zeitfaktor. Sofern sich also Bestandsleitungen auch im Hinblick auf Funktion und Sicherheit weiterverwenden lassen, sollte man sich das überlegen. Wenn neue Leitungen oder deren Standards keinen entscheidenden Vorteil bringen, finde ich es angemessen, auch mal nicht mit der Zeit zu gehen, sondern genau abzuwägen, ob es nicht auch mit den vorhandenen Leitungen geht oder ob Brücken auf Basis von Funklösungen geschaffen werden können.

Patrick Schneider
Patrick Schneider, CTO Media Integreat (Bild: Isabel Doil)

Wie kann man Technologien, die auf standardisierten Strukturen basieren, wie AV over IP, bei Erneuerungen im Bestand nutzen?

AV over IP nutzt in der Regel standardisierte IP-Netzwerke zur Übertragung von Audio- und Videodaten. In vielen Bestandsgebäuden gibt es bereits Netzwerkkabel und -strukturen, die durchaus für die Integration solcher Systeme verwendet werden können. Dies reduziert den Bedarf an aufwendigen neuen Verkabelungen oder baulichen Eingriffen. Sicherlich sind dem auch Grenzen gesetzt. Insbesondere, wenn im Bereich Video Anforderungen nach hohen Auflösungen und Frameraten gestellt werden.


„Den Betreibern ist nicht klar, wie viele Altleitungen in den Trassen schlummern.“


Welchen Einfluss hat die Art der Erneuerung im Bestand auf die Nachhaltigkeit der Umsetzung?

Wenn ich es als Planer oder Betreiber durch pfiffige Lösungen vermeide, dass neue Leitungen gezogen werden und alte Leitungen ersetzt werden müssen, ergeben sich viele nachhaltige Ansätze. Ressourcenschonung und Reduzierung von Abfall, die Verringerung des CO2- Ausstoßes durch Vermeidung der Produktion und des Transports neuer Leitungen und sicherlich auch ein paar wirtschaftliche Gründe. Um zum Beispiel eine temporäre Ausstellung in einem denkmalgeschützten Gebäude umzusetzen, bedarf es vielleicht gar nicht so tiefer Eingriffe in die hausseitige Verkabelung.

Nicht allzu selten ist den Betreibern gar nicht klar, wie viele Altleitungen noch in den Trassen schlummern, die einem neuen Zweck dienlich sein können, und auch, dass es nicht in jedem Fall notwendig ist, hochauflösende Signale aus dem zentralen Technikraum zu übertragen, sondern „nur“ ein Netzwerkbefehl auf einer CAT5(e)-Leitung an einen lokalen Player ausreicht, um in den Genuss von 4K60 oder mehr zu kommen.

Wenn Sie die Wiederverwendung von Bestandshaltung unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit bewerten, wie fällt Ihr Fazit aus?

Das ist aus nachhaltiger Sicht oft vorteilhaft, da es Ressourcen und Energie spart, Kosten reduziert und die Bausubstanz erhält. Die Wiederverwendung ist besonders sinnvoll, wenn die Leitungen noch funktionsfähig und den aktuellen technischen Anforderungen gewachsen sind. Dennoch gibt es Grenzen, insbesondere wenn alte Leitungen sicherheitstechnische oder technologische Anforderungen nicht mehr erfüllen.

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