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AVcon-Interview

„Flexible hybride Arbeitsmodelle sind für alle am erfolgversprechendsten“

Professor Joachim Hohmann von der TU Kaiserslautern spricht auf der AVcon in Hamburg am 23. Oktober über „Workplace Management Systeme – Spielzeug für Techies oder Voraussetzung für New Ways of Working?“ Im Interview mit Professional System beleuchtet er die aktuellen Herausforderungen für die Arbeitsplatzverwaltung – den Druck zur Rückkehr ins Office, die Workplace Experience, die Unverzichtbarkeit von Workplace-Management-Lösungen und den Markt für diese Systeme in Deutschland.

Modernes Büro(Bild: Monkey Business Images/Shutterstock)Herr Professor Hohmann, war aus Ihrer Sicht die abrupte Umstellung während der Corona-Epidemie in der Rückschau eine Erfolgsgeschichte?

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Ja und nein. Immerhin hat sich ein Teil der deutschen Berufswelt unter Druck dann doch schnell und flexibel gezeigt. Andererseits hat man nur Arbeitsorte und Kommunikationsmedien geändert und dabei die nicht digitalisierten Prozesse unverändert gelassen.

Joachim Hohmann
Joachim Hohmann, Professor TU Kaiserslautern (Bild: Chiemi McGhie)

Zuletzt machte eine Gegenbewegung zurück ins Office Schlagzeilen. Sind das nur prominente Einzelfälle oder ist das eine breitere Entwicklung?

Ich sehe das nicht als Gegenbewegung, da die deutsche Ausprägung von Homeoffice eigentlich als befristete Lösung unter Zeitdruck eingeführt und von Arbeitnehmerseite auch schon mal missbraucht wurde. Alle aktuellen seriösen Studien deuten darauf hin, dass, abhängig von der Art der Aufgabe, der Firmenkultur, der Büroausstattung inklusive Digitalisierung und der jeweiligen persönlichen Lebenssituation, flexible hybride Arbeitsmodelle für alle Beteiligten am erfolgversprechendsten sind. Statistisch treten derzeit in Deutschland Verteilungen von 2 bis 3 Werktagen im Büro am häufigsten auf. Workplace Management mit System

Welche Herausforderungen stellt „New Work“ mit seiner hybriden Mischung aus Office und Homeoffice an das Workplace Management?

Das Workplace Management muss vollständig mobil und digital organisiert sein, Datenschutz und Datensicherheit jederzeit gewährleisten und die Workplace Experience sich an den persönlichen Anforderungen der Nutzer orientieren, wie sämtliche Interaktionen per App mit einheitlicher Oberfläche anbieten, obwohl sich verschiedene Systeme für Arbeitsplatzbuchung, Zutrittskontrolle und Parkraum-Bewirtschaftung dahinter verbergen können.

Was können Workplace Management Systeme? Wer braucht sie?

Workplace Management Systeme sind grundsätzlich für alle Organisationen unverzichtbar, die eine größere Anzahl von non-territorialen physischen Arbeitsplätzen (etwa Desksharing) und/oder höhere Sharing- Quoten haben (zum Beispiel für 100 Personen 70 physische Arbeitsplätze). Es sollten sich auch alle Unternehmen und Behörden damit beschäftigen, die bereits heute oder in naher Zukunft unter die ESG-Regulatorik der EU und damit die CSRD fallen (Corporate Sustainability Reporting Directive). Die geforderten Nachhaltigkeitskriterien inklusive der offen zu legenden Daten lassen sich kaum ohne Digitalisierung des Workplace Managements erfüllen.

Wie würden Sie den Markt „Workplace Management Systeme“ in Deutschland beschreiben?

Der ist seit circa 3 Jahren in einer Wachstumsphase und dabei stark fragmentiert, wenig strukturiert und damit unübersichtlich sowie weitgehend unbekannt. Die gefma (Deutscher Verband für Facility Management) hat zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder Anfang 2024 eine erste Marktuntersuchung zu Workplace Automation durchgeführt, die kostenlos im Internet abrufbar ist. Die Anbieter reichen demnach vom Start-up (PropTech), über im Immobilienumfeld gut etablierte mittelständische Software-Unternehmen bis zum Großkonzern:

  • Die angebotenen Lizenzmodelle und Preise reichen von der kostenlosen Einstiegsversion über Abonnement-Modelle (SaaS) bis zur in ERP integrierten Komplettlösung.
  • Fast alle verfügbaren Lösungen basieren auf der Nutzung von Apps und der Cloud.
  • Die Integrationsmöglichkeiten in andere für die User Experience wichtige Systeme (z.B. Outlook, Teams, Zugangskontrolle, etc.) bilden neben der Akzeptanz der Benutzeroberfläche die wichtigsten Differenzierungsfaktoren.
  • Neben klassischen Softwareunternehmen treten auch andere, eher untypische Anbieter auf, wie z.B. Gebäudedienstleister, Lieferanten von Büromöbeln, Hersteller von Gebäudeautomationssystemen, Vermieter von Flex Offices.

 


Banner AVconJoachim Hohmann @ AVcon

Professor Joachim Hohmann spricht auf der AVcon am 23.10 von 12:00 bis 12:30 Uhr über „Workplace Management Systeme – Spielzeug für Techies oder Voraussetzung für New Ways of Working?“ (www.leatcon.com/avcon/). Er lehrt an der TU Kaiserslautern im Fachbereich Bauingenieurwesen, etwa über IT im Immobilien- und Facility Management, und ist Certified Facility Manager (IFMA). Wer zu seinem Vortrag kommen möchte oder bei einem der anderen Speaker auf der AV Stage vorbeischauen will, kann hier Tickets buchen. Die AVcon findet als Teil der LEaT con statt. Das Programm der beiden Veranstaltungen finden Sie hier.

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