Potenziale & Szenarien

Wachstumsmotor Blockchain

Die Blockchain ermöglicht erstaunliche neue Business-Lösungen – man muss sie nur zu nutzen wissen. Lesen Sie unseren Artikel zu diesem spannenden Thema.

(Bild: hutterstock / Panchenko Vladimir)

Neue Technologien haben enormes Innovations-Potential – und verändern bestehende Wertschöpfungsketten oder lassen sie sogar ganz zusammenbrechen. Als eine dieser disruptiven Technologien wird seit einigen Jahren schon die Blockchain gehandelt. Sie legte die technische Basis für Kryptowährungen wie Bitcoin und ermöglicht den „Tausch von Werten“ – von Geld, Energie, Stimmrechten und jeder Art von Eigentum an digitalen Waren. Das Besondere an der Blockchain: Der Austausch erfolgt ohne zentrale Vermittler, diese werden schlicht überflüssig.

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Seit Beginn der Euphorie um die Blockchain in den 2000er Jahren hat sich der Hype um die Konsens-Technologie zwar gelegt. Doch viele Experten sind immer noch zuversichtlich, dass sie ein neuer Standard für den Austausch von Werten werden kann. Zudem eröffnet sie eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verbesserung der strategischen und operativen Performance von Organisationen. Weil die Blockchain vertrauenswürdige Transaktionen zwischen unbekannten Akteuren ermöglicht, kann sie ein Schlüsselfaktor für den Aufbau künftiger digitaler Ökosysteme sein und mittelfristig einen tiefgreifenden Wandel herbeiführen.

Intelligente Datenbank-Technologie

Im Kern handelt es sich bei der Blockchain um eine Datenbank-Technologie. Diese Technologie hat Eigenschaften, die für sich genommen nichts Besonderes sind, in ihrer Gesamtheit aber einen Durchbruch darstellen – insbesondere bei der Überprüfung und dem Austausch digitaler Informationen.

Prinzipiell funktioniert die Blockchain wie eine Art Kontobuch („Ledger“). Wenn Person X einer Person Y Geld gibt, wird diese Transaktion auf den Computern aller dokumentiert, die an der Blockchain beteiligt sind. Das Analoge passiert, wenn Y später das Geld an Z weiterreicht. Alle diese Daten werden dezentral gespeichert. So entsteht nach und nach eine Kette von Datenblöcken („Blockchains“), an denen nachträglich nichts gelöscht oder geändert werden kann. Diese verteilte, sichere Datenbank wird als „Distributed Ledger“ (DL) bezeichnet.


Dr. Anna Wolf(Bild: ifo Institut)„Langfristig hat Blockchain das Potenzial, die Wirtschaftsleistung deutlich zu erhöhen.“

Dr. Anna Wolf, ifo Institut

 


Mit der DL-Technologie entfällt die Notwendigkeit, Zahlungen über Kontrollpunkte schleusen zu müssen. Die Kontrolle übernimmt das System selbst: Blockchain ist zu 100 Prozent transparent, verfügt über wasserdichte Nachweise jeder Transaktion und kann weder manipuliert noch gehackt werden. Da eine Blockchain dezentral organisiert ist, kann ein Totalausfall des gesamten Netzwerks nahezu ausgeschlossen werden. So entsteht bei Transaktionen Transparenz, Sicherheit und Vertrauen.

Wie Unternehmen profitieren können

Die Dezentralisierung macht die Blockchain ideal für Situationen, in denen eine zentrale Autorität unerwünscht oder unwirksam wäre. Ihre Sicherheit macht sie perfekt für den Schutz von Daten und die Verhinderung von Betrug. Mit ihrer Transparenz ist sie bestens geeignet für Anwendungen, in denen Vertrauen geschaffen werden muss, wie bei Finanztransaktionen.

Für die Blockchain gibt es sehr viele verschiedene Use Cases, wie die Illustration des Schweizer Blockchain-Experten iMi zeigt – aber bislang noch keine „Killer-Anwendung“.
Für die Blockchain gibt es sehr viele verschiedene Use Cases, wie die Illustration des Schweizer Blockchain-Experten iMi zeigt – aber bislang noch keine „Killer-Anwendung“. (Bild: imi)

Don und Alex Tapscott, Autoren des Buchs „Blockchain Revolution“, sprechen von der „Verteilung von Vertrauen“ und von Blockchain als einer „Plattform für Wahrheit und Vertrauen“. Für die beiden Experten stehen wir vor dem Übergang von einem „Internet of Information“ zu einem „Internet of Value“. Dieses Vertrauen kann Betrug verringern, Datenlecks beseitigen und Kunden und Partner gewinnen. Außerdem können die Kosten für die Datenverwaltung gesenkt, die Datengenauigkeit erhöht und die Rechnungsprüfung erleichtert werden.

Ein weiterer Vorteil: Da die Blockchain Zwischenhändler überflüssig macht und Prozesse, die oft Zeit und Mühe kosten, weitgehend automatisiert ablaufen, hat sie auch das Potenzial, IT- und Arbeitskosten einzusparen. Sie beschleunigt zudem den elektronischen Handel und das Finanzwesen und ermöglicht neue Geschäftszweige. „Langfristig hat sie das Potenzial, Wirtschaftsleistung deutlich zu erhöhen“, ist Branchenexpertin Anna Wolf vom ifo Institut überzeugt.

Langsames Herantasten

Eine aktuelle Umfrage des Branchenverbands Bitkom zeigt, dass eine knappe Mehrheit deutscher Unternehmen (54 Prozent) die Blockchain für eine wichtige Zukunftstechnologie hält. Allerdings ist nur rund ein Drittel dem Thema Blockchain gegenüber interessiert und aufgeschlossen (37 Prozent) – und lediglich fünf Prozent haben bereits Blockchain-Technologie im Einsatz.

Das größte Potenzial sehen Blockchain-affine Unternehmen bei der Nachvollziehbarkeit der Aktivitäten aller Partner einer Wertschöpfungskette – 63 Prozent tun das. Aber auch als Transaktionssystem für das Internet of Things, interoperable Schnittstelle zum Datenaustausch sowie ganz allgemein zur Abwicklung von Geschäften und Finanztransaktionen werden Blockchain-Technologien genutzt.

Blockchain Einsatz kommt voran(Bild: Bitkom )

„Die Blockchain kann Prozesse sicherer und transparenter machen,“ erläutert Benedikt Faupel, Bereichsleiter Blockchain beim Bitkom: „Zugleich eröffnet sie Chancen für neue Produkte und neue Geschäftsmodelle in den unterschiedlichsten Branchen. Wir sehen in der Wirtschaft keinen Blockchain-Boom, sondern ein langsames Herantasten und ein kontinuierliches Wachstum beim Einsatz.“

Die Großen nutzen Blockchain schon

Viele große deutsche Unternehmen sind längst auf den Blockchain-Zug aufgesprungen. Hier ein paar Beispiele:

  • Bosch: Das Technologieunternehmen hat einige Projekte initiiert. Beispielsweise arbeitet Bosch an der Entwicklung von Anwendungen für das Internet der Dinge (IoT), bei denen Blockchain-Technologie eingesetzt wird, um die Sicherheit und Integrität der Daten zu gewährleisten.
  • VW: Volkswagen hat Projekte initiiert, die die Distributed-Ledger-Technologie für die Rückverfolgbarkeit von Lieferketten und die Qualitätssicherung einsetzen – insbesondere in der Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge.
  • Deutsche Telekom: Der TK-Konzern Telekom hat in der Vergangenheit mit diversen Blockchain-Projekten experimentiert. Dazu gehören Anwendungen wie digitale Identitäten, Authentifizierung von Dokumenten und der Einsatz in der Telekommunikationsinfrastruktur.
  • SAP: SAP hat mehrere Initiativen zur Nutzung der Distributed-Ledger-Technologie gestartet, etwa bei Lösungen für Lieferketten und dem Management digitaler Rechte sowie der Verbesserung von Transparenz und Effizienz in verschiedenen Branchen.
  • Daimler AG: Das Unternehmen hat in der Vergangenheit Blockchain-Pilotprojekte durchgeführt, die sich auf die Verbesserung der Transparenz in Lieferketten und die Sicherheit von Fahrzeugdaten konzentrierten.
  • Bahn: Auch die Bundesbahn setzt auf die Blockchaiun-Technologie. „Blockchains und Distributed Ledger Technology stecken heute in vielen produktiven Anwendungen, zum Beispiel in Identitätslösungen von Microsoft und in führenden Portalen zur Verwaltung elektronischer Frachtbriefe. Auf Basis unserer Erfahrung bewerten wir DLT-basierete Produkte und machen sie für die Deutsche Bahn nutzbar“, erklärt Michael Kuperberg, Chefarchitekt Blockchains & DLT von DB Systel.

Lieferketten in Blockchains verfolgen

Es gibt kaum eine Branche für die die Blockchain nicht infrage kommt. „Die Blockchain hat Potenzial für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke“, weiß Bitkom-Experte Benedikt Faupel. „Gerade wenn es um Transparenz und Nachvollziehbarkeit geht und unterschiedliche Partner ins Spiel kommen, kann die Blockchain einen wichtigen Beitrag leisten.“


Benedikt Faupel(Bild: Bitkom)„Wir sehen in der Wirtschaft keinen Blockchain-Boom, sondern ein langsames Herantasten und ein kontinuierliches Wachstum beim Einsatz.“

Benedikt Faupel, Bereichsleiter Blockchain beim Bitkom


Im Einzelhandel und in der Supply Chain beispielsweise sind Transparenz und Nachvollziehbarkeit unabdingbar. Die letzten Jahre haben dramatisch gezeigt, dass schon ein einziges unerwartetes Ereignis eine ganze Abfolge von Störungen und Unterbrechungen in der Lieferkette in Gang setzen kann. Mit einer Blockchain-Anwendung kann zum Beispiel die Lieferkette eines Lebensmittels vom Ursprungsort bis zum finalen Supermarkt komplett transparent dokumentiert und verfolgt werden. Die Beteiligten können Produkte aufzeichnen, nachverfolgen und authentifizieren, und so verhindern, dass Störungen auftreten oder gefälschte Waren in die Lieferkette gelangen.

Blockchain-Lösungen von IBM für die Lieferkette verwenden beispielsweise intelligente Verträge – so genannte „Smart Contracts“. Diese greifen automatisch, wenn vordefinierte Geschäftsbedingungen eintreten. Dadurch erhalten die Beteiligten nahezu in Echtzeit Einblick in Abläufe und können im Falle einer Ausnahmesituation früher Maßnahmen ergreifen.


Smart Contracts -Intelligente Verträge

Smart Contracts spielen in der Blockchain eine doppelte Rolle: Zum einen als grundlegende Komponenten der Blockchain-Infrastruktur und Software-Entwicklung, zum anderen als Anwendung der Technologie.

Ein Smart Contract ist ein sich selbst ausführender digitaler Vertrag, der in Code geschrieben ist und nach vordefinierten Regeln und Bedingungen funktioniert. Sobald die festgelegten Bedingungen erfüllt sind, führt der Smart Contract automatisch die von den Vertragspartnern vereinbarten Aktionen oder Transaktionen aus und stellt sicher, dass sich alle beteiligten Parteien an die Vertragsbedingungen halten.

Smart Contracts sind vielseitig einsetzbar. Sie können etwa den Austausch von Geld und die Erbringung von Dienstleistungen vollständig automatisieren. So nutzt eine von Walmart Canada eingesetzte Blockchain-Anwendung intelligente Verträge für die Frachtabrechnung. Die Anwendung überträgt Live-Sendungsdaten in Rechnungen und sendet vorab genehmigte Zahlungen, sobald die Bedingungen der Liefervereinbarung erfüllt sind.


Die BMW Group nutzt den manipulationssicheren Datenaustausch der Blockchain im Projekt PartChain, um die Rückverfolgbarkeit von Komponenten und Rohstoffen in mehrstufigen internationalen Lieferketten sicherzustellen. „PartChain ermöglicht eine manipulationssichere und durchgängig nachweisbare Erfassung und Übertragung von Daten in unserer Lieferkette. Damit soll die Digitalisierung des Einkaufs bei der BMW Group auf die nächste Stufe gehoben werden“, erklärt Andreas Wendt, Mitglied des Vorstands der BMW AG und verantwortlich für Einkauf und Lieferantennetzwerk.

Die Mobility Open Blockchain Initiative, kurz MOBI, wiederum ist eine branchenübergreifende Nonprofit-Initiative von 120 führenden Automobil-, Mobilitäts- und Technologieunternehmen aus aller Welt. Innerhalb von MOBI leitet BMW eine Arbeitsgruppe rund um Fragen der Lieferkette. Das gemeinsame Ziel der MOBI-Mitglieder ist es, der Blockchain-Technologie im Mobilitätssektor zum Durchbruch zu verhelfen.

Vertrauensbildung im Gesundheitswesen

Von der „Vertrauens-Plattform“ Blockchain profitiert in besonderem Maße auch das Gesundheitswesen. Eine Blockchain kann so konfiguriert werden, dass diese nur ausgewählten Nutzern Zugriff auf die abgelegten Daten gewährt. Dennoch können die Daten im verteilten Netz abgelegt werden, sodass hier die Speicherung der sensiblen Daten erfolgen kann. Im Gesundheitswesen wird diese Eigenschaft genutzt, um persönliche Unterlagen wie die Patientenakte, medizinische Befunde und Krankheitsverläufe zu speichern und nur von berechtigten Personen wieder abrufen zu lassen.

Der Pharmariese Merck engagiert sich hier besonders – und hat Impfregister und Transaktionsverläufe für Patienten auf Basis von Blockchain-Technologie eingerichtet. Aktuell treibt Merck die Entwicklung einer digitalen Plattform voran, die Software- und Hardware-Komponenten vereint und es Kunden ermöglicht, digitale Zwillinge einzelner physischer Produkte zu erstellen und deren Authentizität über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg nachzuweisen.

„Wir wollen Unternehmen in die Lage versetzen, die Vorteile des industriellen Internets der Dinge voll auszuschöpfen und digitale Zwillinge einzelner Objekte zu entwickeln, denen sie absolut vertrauen können“, erklärt Thomas Endress, Executive Director EMD Digital bei Merck, die Absicht hinter diesen Blockchain-Anstrengungen.

Peer-to-Peer-Plattformen im Energiesektor

Besondere Umwälzungen bringt die Blockchain für den Energiesektor. Hier benutzen Anbieter die Technologie, um Peer-to-Peer-Plattformen für den Energiehandel zu schaffen und den Zugriff auf erneuerbare Energien zu optimieren. Beispielsweise kann die Blockchain-Technologie helfen, Energie-Anbieter und Energie-Abnehmer zusammenzubringen. Hausbesitzer, die ihre Dächer mit den Anlagen ausgestattet haben und den produzierten Strom nicht vollständig verwenden, können ihn über Distributed-Ledger-Anwendungen an andere Nutzer weiterverkaufen. Hat der Inhaber der Solaranlage eine Kilowattstunde Strom übrig, besitzt aber keinen Speicher, kann er sie an einen Nachbarn weitergeben, der über einen Speicher verfügt. Wenn die Sonne nicht scheint, schickt der den Strom an den Inhaber der Solaranlage zurück.

Mit Blockchain-basierten Crowdfunding-Initiativen können Benutzer in Orten ohne Stromzugriff Solarpaneele „sponsorisieren“ und diese gemeinsam besitzen. Im Zuge der Elektromobilität kann die Abrechnung von E-Tankstellen per Blockchain realisiert und der eigentliche Bezahlprozess gesichert werden.

Ein konkretes Projekt auf diesem Gebiet ist Energy Web – die weltweit erste öffentliche Blockchain für den Energiesektor. Lösungen von Energy Web ermöglichen ein dezentralisiertes, digitalisiertes und dekarbonisiertes Energiesystem: Diese „Green Proof“-Anwendungen bringen umfassende Transparenz in zeitgemäße grüne Produkt-Lieferketten.

Blockchain-Vorreiter Finance

Die ersten Blockchain-Anwender im großen Stil waren Finanzdienstleister. Sie verwenden die Technik, um Transaktionen zu beschleunigen, Abschlusszeiten zu verkürzen, für Vertragsverwaltung und Rückverfolgbarkeit. Andere nutzen sie für die Buchhaltung und ersetzen herkömmliche elektronische Hauptbücher sowie das Clearing.


(Bild: DZ Bank)„Wir gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre wesentliche Anteile des Kapitalmarktgeschäfts über Distributed Ledger Technologie basierte Infrastrukturen abgewickelt werden.“

Holger Meffert, Leiter Wertpapierservices & Digitalverwahrung bei der DZ Bank


Blockchain-basierte Tokenisierung ermöglicht es allen Beteiligten, digitale Assets wie Aktien oder Immobilien sicher und transparent zu speichern und zu übertragen. Die Deutsche Bank hat bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eine Lizenz für die Verwahrung digitaler Vermögenswerte wie Kryptowährungen oder Blockchain-Anleihen beantragt. Die DZ-Bank wiederum hat mit dem Aufbau einer Digitalverwahrplattform für institutionelle Kunden begonnen. Dort wird sie zunächst Kryptowertpapiere in Verwahrung nehmen.

Dezentrale Börsen erlauben es Anwendern, sicher und anonym mit digitalen Assets zu handeln, ohne dass eine zentrale Mittelsperson erforderlich ist. Die Börse Stuttgart ist seit mehreren Jahren im Digital- und Kryptogeschäft tätig und betreibt eine Brokerage für den bilateralen Handel mit digitalen Vermögenswerten. Die Online-Zahlungsplattform PayPal hat im Jahr 2020 einen Blockchain-basierten Dienst eingeführt, mit dem Nutzer Kryptowährungen kaufen, halten und verkaufen können. Die Dekabank möchte 2024 eine Tokenisierungsplattform lancieren, die Anlegern das Investieren in blockchainbasierte Anleihen, Aktien und Fonds vereinfachen soll.

(Bild: ifo Institut im Auftrag des Hanseatic Blockchain Institute)

Auch für Unternehmen gibt es immer mehr Anwendungsfälle für Kryptowährungen, nicht nur als Spekulationsobjekt, sondern auch als Zahlungsmittel für Kunden. Im Online-Shopping können Kunden zunehmend mit Bitcoins bezahlen.

„Wir gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre wesentliche Anteile des Kapitalmarktgeschäfts über Distributed Ledger Technologie basierte Infrastrukturen abgewickelt werden“, prognostiziert Holger Meffert, Leiter Wertpapierservices & Digitalverwahrung bei DZ Bank. „Auf mittelfristige Sicht sehen wir die DLT als komplementäre Technologie zu den etablierten Infrastrukturen in den bestehenden Kapitalmarktprozessen.“

Eine Blockchain aufbauen

Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Anbietern auf dem Markt, die Blockchain-Plattformen und Blockchain-Services in den unterschiedlichsten Varianten anbieten. Jede von ihnen erfüllt einen bestimmten Bedarf oder ist auf konkreten Einsatzzweck ausgerichtet – etwa für das Trading mit Kryptowährungen, den Handel mit digitalen Tokens oder die Aufnahme von Krediten. Drei der bekanntesten Plattformen sind Ethereum, Hyperledger Fabric und OpenChain.

  • Ethereum: Ethereum ist eine weit verbreitete, quelloffene Blockchain-Plattform. Sie gilt als branchenführende Wahl für Unternehmensanwendungen. Ethereum ermöglicht die Entwicklung von Smart Contracts und dezentralen Anwendungen, auch bekannt als dApps.
  • Hyperledger Fabric: Die Open-Source-Blockchain-Plattform wird vor allem im Finanzsektor und in der Fertigungsindustrie genutzt. Sie stellt einen modularen Rahmen für den Aufbau privater, erlaubnisfreier Blockchains bereit, die auf spezifische Geschäftsanforderungen zugeschnitten sind.
  • OpenChain: OpenChain ist für Organisationen gedacht, die digitale Vermögenswerte verwalten und aufbewahren. Der Administrator einer OpenChain-Blockchain legt die Regeln fest, die im Ledger verwendet werden.

Branchengrößen wie Oracle und IBM unterstützen Unternehmen beim Aufbau von Blockchains. Daneben helfen auch eine Reihe von Startups den Unternehmen bei der Umsetzung von DLT-Projekten. IOTA beispielsweise ist eine Distributed-Ledger-Technologie, die speziell für das Internet der Dinge konzipiert wurde. Diverse Unternehmen haben sich der IOTA Foundation angeschlossen – einer deutschen Organisation, die das Projekt überwacht – um mit der Technologie zu experimentieren.

Blockchain(Bild: com! professional ))

Ein weiteres deutsches Blockchain-Startup ist Slock.it. Es hat sich auf IoT und die Share Economy konzentriert und ermöglicht jedem Teilnehmer, Eigentum ohne Mittelsmann zu vermieten, zu verkaufen oder zu teilen. Die Slock-Webadresse leitet inzwischen zu www.blockchains.com weiter, was darauf hindeutet, dass es von dem US-Unternehmen Blockchains Ltd. übernommen worden ist.

Zu den deutschen Blockchain- und Kryptowährungsunternehmen zählt auch Bitwala – ein Dienst, über den Nutzer Banktransaktionen für Waren und Dienstleistungen mit Bitcoin vornehmen können. Die Bitcoin-Blockchain nutzen auch die beliebte Bitcoin-Wallet Electrum und das Startup Ascribe, und zwar um intellektuelles Eigentum mit einem Zeitstempel zu versehen und eine Beteiligungsstruktur für Kunstwerke und andere digitale Medien zu erstellen.

Blockchain

Fazit & Ausblick

Die Blockchain erobert die Unternehmen nicht in einem großen, plötzlichen Schritt, wie es sonst mit digitalen Innovationen nicht selten geschieht. Dafür ist die Technologie wohl doch zu komplex. Auch die Blütenträume vom Systemumsturz, die zu Beginn von Aktivisten propagiert worden sind, werden sich nicht erfüllen. Vielmehr nehmen sich etablierte Konzerne dieser Technologie an. Sie haben das erforderliche Kapital, um Projekte zu starten – und auch um notfalls für Fehlschläge zu bezahlen.

Nach dem Abklingen des ganz großen Hypes hat der eine oder andere Kritiker die Blockchain zwar bereits abgeschrieben, aber man kann festhalten: Nach und nach kommt die Blockchain in der Praxis an. Ihre transformative Wirkung entfaltet sich dabei bislang eher allmählich und im Hintergrund.

Die mittel- und langfristige Bedeutung der Techno­logie hat auch die Politik erkannt. Die Bundesregierung setzt sich intensiv mit der Blockchain auseinander. Im September 2019 veröffentlichte sie ihre eigene Blockchain-Strategie. Auf europäischer Ebene wird ­derzeit im Rahmen der European Blockchain Partnership, einem Gemeinschaftsprojekt von etwa 30 europäischen Ländern und der EU-Kommission, eine länderüber­greifende Blockchain-Infrastruktur entwickelt. Ziel ist es, eine Vielzahl von grenzüberschreitenden digitalen Verwaltungsdiensten auf Basis der Blockchain-Technologie anzubieten.

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