Die Allgäu Metropole Kempten wird zur Smart City und ist Schauplatz vieler cleverer Projekte mit dem Ziel, die Stadt für die Menschen noch lebenswerter zu machen. Eines der Kernprojekte der Smart City Kempten ist das Zukunftslabor. In diesem interaktiven Erlebnisraum, ausgestattet mit modernster Medientechnik, können Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter von Stadtgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft ihre Ideen für die Zukunft der Stadt einbringen und weiterentwickeln. Mittels modernster Technik werden neue Formen der Beteiligung und spannende Einblicke in die Zukunft und Vergangenheit der Stadt ermöglicht.
Mit dem Ziel der Modernisierung der Verwaltung und der damit verbundenen Digitalisierung wird in den Smart CityProjekten topaktuelle Medientechnik als zentrales Tool eingesetzt. Insbesondere im Zukunftslabor kann diese auf vielfältige Weise die Menschen mit einbeziehen, zum Mitmachen animieren und für die Möglichkeiten der Digitalisierung begeistern.
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Smart City Kempten
Die Stadt Kempten hat sich um die Förderung „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) beworben und ist erfolgreich eine davon geworden. Mit dem Programm unterstützt der Bund aktuell 73 Kommunen dabei, Digitalisierung in der Stadtentwicklung so einzusetzen, dass ein möglichst nachhaltiges, gemeinwohlorientiertes Stadtleben geschaffen wird. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung hat das Smart-City-Team in 1,5 Jahren ihre Smart-City-Strategie entwickelt. Deren Umsetzung wurde im Juni 2023 vom Kemptener Stadtrat beschlossen und vom Fördermittelgeber freigegeben. Das Finanzvolumen der Förderung umfasst 17,5 Mio. Euro, der Eigenanteil der Stadt Kempten liegt bei 35 %. Damit ist das Modellprojekt das größte Förderprojekt in der Geschichte der Stadt und ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung. Ein zentrales Projekt von Smart City Kempten ist das neu entstandene Zukunftslabor im Stadtzentrum, das Smart City-Projektleiter Andreas Ellinger mit seinem Team betreut und weiterentwickelt.
Das Zukunftslabor
Das Zukunftslabor „In der Brandstadt 10“ im Herzen Kemptens wurde im August 2023 von Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach und Oberbürgermeister Thomas Kiechle eröffnet. An den ersten beiden Tagen nach der Eröffnung kamen über 500 Besucher ins Zukunftslabor. Es ist ein interaktiver Erlebnisraum und eine Begegnungsstätte, in der Bürger und Besucher beispielsweise in Kontakt mit der Stadtverwaltung treten oder sich mithilfe von digitalen Medien über die Stadtentwicklung informieren können. Die flexible Ausstattung ermöglicht zusätzlich die Nutzung des Labors als Ausstellungsfläche, Eventlocation sowie für Workshops oder Tagungen. Und durch eine umfangreiche mediale Ausstattung, u. a. mit LED-Wand, Touch Displays, Touch-Tisch und VR-Brillen, werden immer neue, digitale und spannende Einblicke in die vielfältige Themenpalette der Kommune ermöglicht, wie beispielsweise:
• Themenwochen, in denen sich die 30 Fachämter der Stadtverwaltung präsentieren und über aktuelle Entwicklungen und zukünftige Planungen informieren
• Übersicht über die laufenden und abgeschlossenen Bürgerbeteiligungen machmit.kempten.de der Stadt Kempten
• detaillierter, interaktiver Stadtplan, Luftbilder und Geodaten aus dem Geoportal von Kempten
• Informationen über die Ausbildungsberufe der Stadt Kempten
• Informationen zum Fördermodellprojekt Smart City
• 2.000 Jahre Geschichte von Cambodunum
• Dokumentation zur Geschichte der Festwoche Kemptens
• Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Illerstegs
• virtueller Blick auf den Grünten oder den Residenzgarten Kemptens
Das Zukunftslabor zeigt sich modern und digital, bürgernah und lebendig – und bietet Raum für unterschiedliche Nutzergruppen wie insbesondere die Bürger der Stadt, die Schulen, die Fachämter, aber auch interessierte Besucher und Touristen.
Die Technik im Zukunftslabor
Den Zuschlag für die Ausstattung mit Medientechnik hat die Firma macom, Tochtergesellschaft der Drees & Sommer SE erhalten. Macom realisierte mit Projektleiter Hugo Nägele sowohl die Beratung, Planung als auch die Umsetzung von Medientechnik im Zukunftslabor der Smart City Kempten. Entstanden sind drei Teilbereiche, die vielfältige Nutzungsoptionen für die unterschiedlichen Nutzergruppen bieten. Der Eingangsbereich führt in eine virtuelle Zone mit 3D-Effekten, in der Besucher über VR-Brillen und einem zusätzlichen Display in immersive Erlebnisse, aktuelle Projekte und virtuelle Welten eintauchen können. Die Menschen werden intensiv und teils spielerisch in die Themen der Stadt mit einbezogen, fühlen sich bei anstehenden Entwicklungen mit angehört und können auf spannende Art ihr Wissen erweitern. Ein interaktiver 55″-Touch-Tisch und ein 98″ großes Whiteboard ermöglichen individuellen „Self-Service“ beim Sammeln von Informationen oder dienen als Präsentations-Tool beim Arbeiten mit unterschiedlichen Nutzergruppen. Mittels Objekterkennung können auf dem Touch-Tisch Inhalte zu den Themen wie z.B. Tiefbau, Stadtgeschichte und -planung oder Bürgerbeteiligung abgerufen werden. Über eine Wischfunktion auf dem Display können die Bilder, Grafiken, Videos oder Texte angezeigt bzw. abgespielt werden.
In den Abendstunden projiziert ein auf einem Lift montierter Projektor unterschiedlichsten Content auf eine mit Rückprojektionsfolie beklebte Glasscheibe in einem großen Bilderrahmen, der sowohl von außen als auch innen im Zukunftslabor als Blickfang wirkt. Die Einschalt- und Ausschaltvorgänge erfolgen automatisiert anhand einer Kalenderfunktion unter Berücksichtigung der Sonnenuntergangszeiten. Zentrale Elemente des angrenzenden Vortrags- und Workshopbereichs sind eine brillante, hochauflösende 137″-LED-Wand von Unilumin mit nur 1,5 mm Pixel Pitch und ein höhenverstellbares 85″ großes, interaktives Touch Display. Zu den Standard Usecases gehören z.B. die Content-Auswahl am interaktiven Bildschirm, über eine Wischfunktion die Darstellung auf der LEDWand, die Dokumentenbearbeitung oder Annotierung auf dem interaktiven Display und gleichzeitige Anzeige auf der LED-Wand sowie die Präsentation auf der LED-Wand und Anzeige der Remoteteilnehmer auf dem interaktiven Display oder auch die Nutzung als Dual-Display für Online-Veranstaltungen. Das Content Sharing bei Online-Veranstaltungen kann direkt aus dem Content- und Präsentationssystem erfolgen. Insbesondere für die hybride Nutzung gibt es flexibel nutzbare Mikrofonie, Lautsprecher und bewegliche Kameratechnik für den jeweiligen Einsatzzweck. Dieser Veranstaltungsbereich bietet ca. 30 Sitzplätze oder rund 50 Stehplätze und kann durch drehbare Wände bzw. Vorhänge zusammen mit dem vorderen Bereich des Labors genutzt werden. Somit kann die Einrichtung zeitgleich zur Präsentation mehrerer verschiedener Themen genutzt werden. Der hintere Bereich, welcher durch die LED Wand abgetrennt ist, wird als Büro bzw. zur Content-Erstellung genutzt und dient bei Veranstaltungen als Backstage-Bereich. Für die zentrale Technik steht noch ein weiterer separater Technikraum zur Verfügung. Die Technik des Zukunftslabors basiert auf dem Contentmanagement- und Präsentationssystem Smartperform, das auch die Steuerungsfunktionen der Medientechnik über die Einbindung der Medientechniksteuerungsoberflächen ermöglicht. Die Software von Immersion7 bietet als offene Plattform Lösungen zur Information, Präsentation sowie Kollaboration und verbindet die unterschiedlichen Nutzergruppen im Zukunftslabor. Die Ausspielung der vorbereiteten oder Live-Inhalte erfolgt über Hard- und Software-Player, die Bildübertragung mittels Netzwerk-Player/-receiver, welche unkomprimiertes 4k latenzfrei übertragen können. Die Audioübertragung funktioniert mittels Dante-Netzwerk, wodurch alle Quellensignale an allen Senken anstehen und flexibel routbar sind. Als zusätzliche Quellen gibt es Anschlüsse für Notebooks und eine Funkübertragung von Bildquellen. Die Steuerungsfunktionen übernimmt ein klassisches Mediensteuerungssystem, das auch die Anbindung an die Lichtsteuerung mittels KNX-Gateway vornimmt. Die Bedienung erfolgt auf dem interaktiven Touchdisplay, welches mit einem Hardware Player verbunden ist, auf dem die Software Smartperform installiert ist und auf dem wiederum die interaktiven Bedienoberflächen des Mediensteuerungssystem eingebunden sind. Zusätzlich steht zur einfachen Bedienung ein mobiles Windows Tablet zur Verfügung, und das gesamte Labor ist mit eigener WLAN-Infrastruktur ausgestattet. Den Machern war es wichtig, das Zukunftslabor fit für zukünftige Entwicklungen zu machen und ein hohe Flexibilität je nach Nutzungsart, beispielsweise als digitale Ausstellungsfläche, zu bieten – sowohl räumlich als auch medial. Die eingesetzte Medientechnik ermöglicht es, die Inhalte einfach anzupassen und die vorhandenen Medien zielgerichtet für Neues einzusetzen. Das Bestehen des Kernprojekts „Zukunftslabor“ der Smart City Kempten ist auf mindestens10 Jahre ausgelegt und bietet Raum für weitere, spannende Projekte und Ideen, wie die der digitalen Kultur oder des digitalen Tourismus. Um mit aktuellen Entwicklungen Schritt halten zu können, soll das Zukunftslabor ständig weiterentwickelt werden.
Weitere Projekte in der Smart City
Über das Zukunftslabor hinaus sind im Rahmen des Modellprojektes Smart City Kempten rund 30 Teilprojekte geplant, um die Allgäumetropole zu digitalisieren und zu einer „schlauen“ Stadt zu machen, wie beispielsweise:
• Digital.Makerspace.Mobil bietet ein niederschwelliges Angebot, um den Einstieg zur Nutzung von digitalen Technologien zu ermöglichen. Das Projekt soll dazu beitragen, Verständnis und Wissen über digitale Prozesse zu schaffen. Dabei werden einerseits die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt, andererseits sind die digitalen Prozesse auch selbst Inhalt des Lernangebots. Kinder und Jugendliche erhalten die Möglichkeit, die digitale Lebenswelt besser kennenzulernen und zu verstehen.
• Die Komponenten von Smarte.Energie.Zukunft sind die Meilensteine für die Smart City Kempten auf dem Weg zu klimaneutraler Energieversorgung. Mittels einer umfassenden Ist-Analyse von verfügbaren Daten der Gebäudestruktur hin zu der vorhandenen Infrastruktur (Wärmenetze, Stromnetz, Gasnetz, Straßen …) werden die Potenziale für erneuerbare Energien erfasst und Potenziale für Energieeinsparung identifiziert, als Basis für das Erstellen der ganzheitlichen Energie- und Strukturplanung für die Stadt.
• ein Digitaler Zwilling von Kempten für die nachhaltige Stadtentwicklung und Klimafolgenanpassung. Er bündelt vielfältige Daten, um ein realitätsnahes, digitales Abbild der Stadt zu zeigen. Grundlage ist der Aufbau einer urbanen Datenplattform. Er kann anschließend durch computergestützte Simulationen und „Was-Wäre-Wenn“-Szenarien eine evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage für die Politik und Verwaltung im Bereich der nachhaltigen Stadtplanung schaffen.
• Bio.Leben.Kempten – der Rückgang der Biodiversität zeigt sich in den Städten als Verlust von Lebensräumen sowie dem Verschwinden und Rückgang der Individuenzahl vieler Tier- und Pflanzenarten. Die Stadt nimmt mit dieser Maßnahme die Verantwortung wahr, die Verluste nicht nur zu stoppen, sondern die Artenvielfalt zu fördern und neue vernetzte Lebensräume zu entwickeln. Dazu sind mehrere Komponenten geplant. Komponentenübergreifend sollen Sensorik und Robotik eingesetzt werden, um den Effekt der Vorhaben zu erfassen.