Die Hochschule in Hof hat einen ihrer Seminarräume medientechnisch perfektioniert und damit für die intensive Gruppenarbeit der Studierenden fit gemacht. Die realisierte Lösung basiert auf der vSolution Cynap und der vSolution Matrix von Wolfvision. Wie kam man weg von einer „Frontalbestrahlung“ hin zu dieser kollaborativen Umgebung?
Unser Ziel war es, einen Raum zu schaffen, der vom Standard abweicht, sprich: ohne ‚Frontalbestrahlung‘, so wie man es von den ganz normalen Seminarräumen kennt. Es sollte etwas Ausgefallenes werden für Projektarbeiten, Gruppenarbeiten und vielleicht auch mal für eine Präsentation.“ Damit bringt André Rister (Digitalisierung der Lehre (dal), Koordinator Technik) Ziel und Umsetzung auf den Punkt. Schon beim Betreten ist zu bemerken, dass hier einiges anders ist als gewohnt. Wo sich der Medieneinsatz in „normalen“ Seminarräumen an Hochschulen und Universitäten auf ein zentrales Display oder eine Projektion, vielleicht noch ergänzt um ein digitales Whiteboard, beschränkt, zeigen sich im „Digital Learning Lab“ neben einer Doppelprojektion und vier großen Displays zusätzlich vier Arbeitsinseln für die Studierenden.
Ganz nebenbei erscheint der Raum auch von seiner Einrichtung her als etwas Besonderes: Er verfügt nicht nur über eine Tribüne und einen Video-Aufnahmebereich mit Greenscreen-Hintergrund und Videoausleuchtung, sondern auch über eine sehr individuelle Möblierung für die Studierenden.
Im Jahr 2019 begannen die Überlegungen zur medientechnischen Einrichtung des zukünftigen Digital Learning Lab. „Wir haben angefangen, uns umzuschauen und über geeignete Lösungen zu informieren. So besuchten wir u. a. die Learntec in Karlsruhe“, erläutert André Rister. „Der Seminarraum sollte flexibel nutzbar sein, sowohl von der Technik her als auch vom Mobiliar.“ Im gleichen Jahr kamen er und seine Kollegen mit Wolfvision in Kontakt. „Wir waren begeistert, wie einfach das Ganze von der Handhabung her ist, wie wenig Hürden ist gibt. Und wir haben uns gedacht, dass die Lösung perfekt zum Raum passen würde.“
Im nächsten Schritt wurde überlegt, „wie das am besten aufzuziehen“ sei. Schnell war klar, dass eine Art „Hauptstation“ nötig wäre. Diese sollte kombiniert sein mit vier „Projektinseln“ für die Studierenden. Zwei der Inseln sollten längs der Raumwand einen festen Standort erhalten, zwei weitere sollten flexibel auf der Fensterseite des Raumes aufgestellt werden. Dies vor dem Hintergrund, dass sich an der Fensterseite auch eine Sitztribüne befinden sollte, damit in Präsentationssituationen eine gewisse Anzahl an Personen teilnehmen könnten. Für diese Szenarien wurden zwei der Projektinseln räumlich flexibel vorgesehen. Selbstverständlich stand bei der Planung das kollaborative Zusammenarbeiten im Vordergrund der Vision: Studierende arbeiten, in kleine Gruppen aufgeteilt, an den einzelnen Displays und verbinden sich mit ihren privaten Endgeräten. Dabei spielt es keine Rolle, ob Tablets oder Notebooks zum Einsatz kommen. In der Lehrsituation ist es jederzeit möglich, dass die Lehrkraft die gemeinsamen Inhalte einer jeden Gruppe über die Projektion für alle Anwesenden visualisieren kann. Dabei können auch alle Display-Inhalte gleichzeitig über die Projektion sichtbar werden. Simultan können Annotationen und zeichnerische Elemente hinzugefügt werden.
Bild: Michael von Aichberger
Das Digital Learning Lab verfügt über vier „Projektinseln“.
Bild: Michael von Aichberger
Von der „Hauptstation“ haben die Dozierenden nicht nur den Blick über den Raum mit seinen Projektinseln: Jederzeit sind Einwahl und Darstellung von Arbeitsergebnissen der einzelnen Arbeitsgruppen möglich. Inhalte können beliebig geteilt werden.
Bild: Michael von Aichberger
Die beiden Projektinseln auf der Fensterseite sind mobil gehalten. So ist es jederzeit möglich, dass bei Präsentationen die Teilnehmenden von der Sitztribüne aus eine freie Sicht auf die Projektion und auf die gegenüberliegenden Displays haben.
Möglich wurde die Umsetzung mithilfe der vSolution Matrix von Wolfvision. Dabei handelt es sich um eine AV-over-IP-basierte Kollaborationslösung, mit der Audio-und Videoinhalte über das Netzwerk gestreamt werden können. Mehrere Cynap-und Cynap Core-Pro-Systeme werden über das Netzwerk miteinander verbunden. Eines davon wird als zentrales System im Raum aktiviert.
Es ist sicherlich kein Zufall, dass sich im Veranstaltungsverzeichnis für den kollaborativen Raum schwerpunktmäßig Marketing, Digital Marketing oder auch Kurse zu Projekt-Management oder Logistik finden. Bieten sich doch hierzu viele Möglichkeiten einer kollaborativen Arbeitsstruktur.
„Wir haben diesen Seminarraum als ‚Digital Learning Lab‘ bezeichnet. Und als solches soll er auch verwendet werden, es ist ein Labor. Nicht jeder hat Zugang“, erläutert André Rister. Voraussetzung für die Nutzung des Labs ist es, dass eine Einweisung in die medialen Funktionalitäten erfolgt sein muss. „Es macht keinen Sinn, wenn jemand so einen Raum nutzt und sich da selbst durchhangelt und letztendlich mit der Technik kämpft, obwohl es vielleicht ganz einfach wäre.“
Trotzdem unterscheidet es sich, wie tief und in welchem Umfang das Mediensystem genutzt werden soll. Manche Lehrkräfte nutzen nur die Präsentationsfunktionen auf den einzelnen Displays. Andere steigen wesentlich tiefer in die Möglichkeiten ein. Es kommt auf die persönlichen Präferenzen der Dozierenden an.
Die Grundfunktionen sind laut André Rister gut zu beherrschen und einfach in der Anwendung, aber das System kann sehr viel bieten. Wichtig sei jedoch der eigene Ansatz, die verfolgte Didaktik der Lehrkraft in Kombination mit der technischen Affinität. Wenn die Lehrkraft weiß, was sie wie vermitteln möchte, ist eine spezifische Einweisung durch die Abteilung Digitalisierung der Lehre problemlos möglich.
Im Digital Learning Lab werden häufig Office-Produkte eingesetzt. Auch das Miro Whiteboard wird gerne genutzt, bis hin zu Tools für Informatiker, wie „Visual Studio Code“. Die Studierenden bringen sich mit ihren digitalen Endgeräten ein. Die betreffenden Daten liegen dabei entweder auf den lokalen Geräten oder in der gemeinsam verwendeten „Nextcloud“. Hier werden miteinander Ordner angelegt und geteilt und über das Whiteboard gemeinsam genutzt.
Laut André Rister soll bewusst vermieden werden, dass z. B. aus Raummangel „alle möglichen Kurse da reinkommen“. Es sollen nur die Veranstaltungen im Lab erfolgen, bei denen die medial kollaborativen Tools auch tatsächlich zum Einsatz kommen.
Das Projekt Digital Learning Lab wurde an der Hochschule Hof inhäusig umgesetzt. Neben der zentralen IT existieren an der Hochschule noch die Abteilung Medientechnik und die „Digitalisierung der Lehre“, in deren Abteilung André Rister arbeitet.
Mit diesen Kompetenzen ließen sich die Aufgabengebiete des Projektes abdecken und die „AV over IP“-Matrix von Wolfvision und die Medientechnik integrieren. Besondere Aufmerksamkeit benötigte die Netzwerkanbindung der Stationen: Ursprünglich sollten die mobilen Projektinseln via WLAN angebunden werden. Da sich allerdings LAN-Verbindungen als betriebssicherer herausstellten, musste eine geeignete Kabellösung gefunden werden: „Ich habe exakt eine Firma gefunden, die uns Netzwerkkabel als Spiralkabel liefern konnte, für die Anbindung an das Deckenschienensystem im Raum, resümiert André Rister.
Aus seiner Sicht ist das Digital Learning Lab perfekt gelungen, weil Technik und Mobiliar flexibel und beweglich aufeinander abgestimmt sind. Rückblickend ist er sehr zufrieden, da das Digital Learning Lab gut ankommt: „… sowohl bei den Studierenden als auch bei den Lehrenden“.
Lehre und Forschung an der Hochschule Hof beruhen auf den Säulen Praxisorientierung, Internationalisierung und intelligente Ressourcennutzung. Im Bereich Internationalisierung legt die Hochschule einen weiteren Schwerpunkt auf Indien, im Hinblick auf das Thema intelligente Ressourcennutzung stehen Wasser- und Energieeffizienz im Vordergrund.
Das breitgefächerte und interdisziplinäre Studienangebot reicht von Wirtschaft über Interdisziplinäre und Innovative Wissenschaften bis hin zu Informatik und Ingenieurwissenschaften.
Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Hof sei die beliebteste Hochschule Deutschlands und erhielt die besten Noten für ihre Lehre. Dies geht aus dem kürzlich veröffentlichten Ranking des renommierten Internetportals Studycheck.de hervor. Im bundesweiten Vergleich unter insgesamt 512 Hochschulen erzielte die oberfränkische Bildungseinrichtung mit ihren Standorten in Hof, Münchberg, Kronach und Selb die beste Bewertung durch aktuelle und ehemalige Studierende.
Außerdem wurde 2023 erstmals ein „Digital-Readiness“-Ranking veröffentlicht, das den Digitalisierungsstand erfasst. Dabei erreicht die oberfränkische Hochschule den zweiten Platz unter allen deutschen Hochschulen und Universitäten und ist damit auch die Nummer 1 innerhalb Bayerns. Als Basis der Erhebung dienten knapp 62.000 Bewertungen aktueller und ehemaliger Studierender der deutschen Hochschulen und Universitäten.
Können Studierende ihr Studium auch digital absolvieren? Wie gut sind Professoren und Dozenten online erreichbar? Und steht der Lernstoff auch online zur Verfügung? Das StudyCheck Digital Readiness Ranking gibt einen Einblick in die Zufriedenheit der Studierenden mit der Digitalisierung ihrer Bildungseinrichtung. Die Hochschule Hof erhielt in dieser Kategorie 337 Bewertungen und erzielte dabei den Gesamtwert von 4,37 von 5. Damit erhielt die Hochschule Hof auch das Siegel „Wir sind digital“, das insgesamt nur an 44 von über 500 deutschen Hochschulen und Universitäten verliehen wurde.
Die Hochschule Hof wurde zudem in einem Gesamtranking des Portals als „Beliebteste Hochschule Deutschlands 2023“ ausgezeichnet.